Dienstag, 20. Dezember 2011

Nochmal Männer ...

Habe ich die Tage behauptet, ich hätte nix gegen Männer? Das war nicht ganz richtig. Es gibt zwei Sorten von Männern, gegen die ich sehr entschieden was habe: 1. Schläger und 2. die, die sie auch noch verteidigen.

Ich habe gerade – ich warte auf einen lieben Gast – etwas in Neonatalies sehr empfehlenswertem Blog herum gelesen und bin dabei auf eine Geschichte gestossen, die ich einfach nur schrecklich finde: Eine junge Frau wurde ungewollt schwanger, der Erzeuger des Kindes (den Titel „Vater“ möchte man dem nicht geben!) war erst nicht begeistert, gewöhnte sich dann aber an den Gedanken. Dennoch kam es noch während der Schwangerschaft zur Trennung und dazu, dass die werdende Mutter ihren Kram aus seiner Wohnung holen wollte. Dabei kam es zum Streit, in dem sie ihm ankündigte, dass er sein Kind niemals sehen werde. Darauf brüllte er zurück „Wenn ich mein Baby nicht sehen darf, dann sollst du es auch nicht haben.“ Er schlug mit voller Wucht gegen ihren Bauch und als sie dann zu Boden ging, hat er noch mehrfach ihr getreten.

Das Baby wurde  danach per Notkaiserschnitt geboren und verstarb am dritten Tag. Die Mutter konnte es nie berühren – sie lag nämlich selbst fünf Tage auf Intensiv (http://neonatalie.wordpress.com/2011/01/12/gewalt-gegen-schwangere/#comments).

So weit, so unschön. In der Kommentarsektion zum entsprechenden Artikel geht es dann auch entsprechend rund. Fast alle Kommentatoren empören sich über diesen Mann. Nur ein Mann meint, er müsse – mit Verlaub – „Psychogewäsch“ abliefern. Da lese ich dann: „Wenn ein Mann gegen (s)eine Frau gewalttätig wird, dann eigentlich fast immer, weil er überfordert ist, mit der Welt und mit sich und mit ihren vermeintlichen oder wirklichen Ansprüchen nicht fertig wird… „ Ach ja. Und das berechtigt ihn dann, seinen Frust an einer Frau und ihrem (seinem!) ungeborenen Kind auszulassen? Ganz klar.

Es kommt aber noch besser: Der Kommentator meint, man müsse die Geschichte doch auch mal von seiner Seite aus sehen. Sie habe ihn verlassen, nun sitze er in der gemeinsamen Wohnung, die er „vielleicht kaum bezahlen kann“. Mir kommen gleich die Tränen! Armer, verlassener Mann! Wahrscheinlich war er der reine Engel und hat der bösen, bösen Frau üüüüberhaupt nie nicht einen Grund gegeben, die Kurve zu kratzen.

Doch weiter im Text – und ich zitiere: „Und dann kommt sie, holt ihre letzten Sachen ab, die für ihn noch so etwas wie eine Hoffnung darstellten, es könne sich alles wieder einrenken. Er hat sich schließlich darauf eingestellt, daß sie jetzt eine Familie sind…
Es kommt wieder zum Streit. Und Worte verletzen nicht weniger als Schläge… „

Worte verletzen nicht weniger als Schläge. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Unserem Kommentator ist aber offenkundig sehr ernst damit, denn im weiteren führt er aus: „Der Mann braucht nicht eine Gefängnisstrafe, der Mann braucht Hilfe und Betreuung. Er ist nicht stark, er ist schwach.
Und es gibt Worte, Sätze, die gehören bestraft wie gefährliche Körperverletzung.“

In dem Fall drängt sich mir die Frage auf: Hat der noch alle Latten am Zaun???

Für mich ist das ein klassisches Beispiel für die „Entschuldigungsmentalität“ mancher Männer. Eine Frau wurde vergewaltigt? Ja, mei, hätt‘ sie halt nicht so ein kurzes Röckchen getragen und sich geschminkt! Die hat doch „voll verfügbar“ gewirkt! Die braucht sich doch nicht zu wundern, wenn ein Mann auf sie anspringt (warum fällt mir an der Stelle Mel Gibson ein, der seiner Kindsmutter bescheinigte: „You look like a f**** pig in heat and if you get raped by a pack of niggers, it will be your fault“?). Und wenn eine Frau geschlagen wird, dann hat sie den Mann wahrscheinlich provoziert.

Wie wir ja eben gelernt haben: Worte sind wie Schläge und gehören ebenso bestraft. Und Männer, die schlagen, sind halt schwach und überfordert. Lasst uns alle Mitleid mit den Schlägern haben! Lasst sie uns trösten, wenn sie ihre Frauen und Kinder grün und blau geprügelt haben! Die können halt nicht anders, weil sie so „überfordert“ sind! Ist ja auch eine böse Welt, in der man (oder  sollte ich hier besser „frau“ schreiben?) von einem Kerl erwartet, dass er zu den Kindern steht, die er gezeugt hat (ich habe mal einen Mann, den ich bis dahin durchaus als „Freund“ gesehen habe, abserviert, weil er meinte, sich bei mir darüber ausweinen zu müssen, dass seine Ex-Freundin ihn „hereingelegt“ hatte und er es nun total unfair finde, dass er die nächsten 18 Jahre Unterhalt für das dabei entstandene Kind zahlen müsse. Der Junge war Dr.med. – und von einem solchen sollte man doch eigentlich erwarten, dass er den Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Kinderkriegen kennt, nicht? Ergo sollte man von ihm auch erwarten können, dass er keinen ungeschützten Verkehr mit einer Frau hat, von der er kein Kind will).

Und überhaupt: Einen Mann zu verlassen, der das nicht will, geht schon gar nicht! Das überfordert den dann so, dass man es wohl auch noch verstehen muss, wenn er dann kurzerhand Frau und Kinder umbringt und im Zweifelsfall auch noch den „Neuen“, wegen dem er verlassen wurde. Er braucht dann auch „Hilfe und Betreuung“.

„Worte sind wie Schläge“ – das glaube ich an dem Tag, an dem mir dieser „Männerversteher“ mal einen Mann zeigt, der von den Worten einer Frau so verletzt wurde, dass er fünf Tage auf der Intensivstation lag! Ich neige bestimmt nicht zur Gewalttätigkeit, aber einem Kerl, der einen Schläger verteidigt, würde ich ganz gerne mal eine langen. Stumm – damit er sich hinterher nicht darüber beklagen muss, er habe gleich doppelt Schläge bekommen!



1 Kommentar:

  1. Es ist nicht ganz falsch, daß Männer, die Gewalt anwenden, überfordert sind. Jedoch ist die Erklärung nichtgleich mit Begründung. Leider kommt Gewalt gegenüber Frauen auch in D immer noch jeden Tag vor. Hinter jeder Geschichte steckt meist eine lange, zermürbende Beziehung und jede Menge Nachbarn, die sich zurückhalten...

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