Freitag, 23. Dezember 2011

Ratschläge sind auch Schläge ...

Ach, wie sehr liebe ich es, wenn irgendwelche Leute nur „mein Bestes“ wollen und mich zu diesem Behuf ungefragt mit dem, was sie für „gute Ratschläge“ halten, überschütten! Das beginnt bei jener Bekannten, die ihre Berufung offenkundig darin sieht, aus ihrer Diabetes einen Fulltime-Job und aus meiner einen Consulting-Auftrag im Umfang einer Konzern-Sanierung zu machen; das geht weiter mit Madame Oberschlau im Reitstall, die zu jeder Krankheit – ob sie nun Ross oder Reiter betrifft – die passenden Bachblütchen oder Heilpraktiker hat und gipfelte heute in einer Zufallsbekanntschaft an der Kasse des Supermarkts.

Ich muss zugeben, dass ich mir die Langeweile beim Warten dort auch gerne damit vertreibe, anderer Leute Einkäufe im Hinblick darauf, was es bei denen wohl zu essen gibt, anzugucken. Und ja, ich habe auch schon diverse Male gedacht: „Hmm – Dosenfutter und Fertigpizza! Und wenn du der Familie mal was ganz gutes gönnen willst, holst du wohl einen Hamburger bei McDoof?“ Aber ich behalte meine Meinung im Allgemeinen für mich.

Die Dame, die heute hinter mir stand, hat das nicht getan. Sie studierte interessiert den Inhalt meines Einkaufswagens und als ich dann – nach einem halben Dutzend Tüten Tropi-Frutti von Haribo, drei Packungen Butterkeks und drei Tafeln Vollmilch-Schokolade – auch noch einen dicken, fetten Schweinebraten aufs Band packte, hielt es Madame nicht länger. Schmallippig teilte sie mir mit, dass Schweinebraten aber doch wirklich zu fett sei! Dabei guckte sie übrigens nicht mehr auf den Schweinebraten, sondern demonstrativ auf meine Wampe.

Ja, ich gebe zu: Ich bin ein Ühu. Mein Körpergewicht und mein Taillenumfang liegen über hundert. Ich vermute, dass mein IQ ebenfalls darüber liegt, aber das  sieht man mir nicht an – weswegen sich die Dame an der Kasse wohl auch veranlasst fühlte, mir einen kostenlosen Crashkurs in Ernährungslehre zu verpassen, der damit begann, dass Schweinebraten zu fett ist, man Creme Fraiche (da hatte ich auch einen Becher voll im Wagen) durch Magermilch ersetzen kann und es überhaupt empfehlenswert wäre, sich „ausgewogen und kalorienarm“ zu ernähren, speziell, wenn man – an dieser Stelle dann wieder ein Blick auf meine nicht vorhandene Taille – Gewichtsprobleme hätte.

Mei, mei, darauf wäre ich nie gekommen! Man sieht es mir ja schon von weitem an: Ich bin ein Moppel. Und als solcher hebe ich meinen Hintern nur vom Sofa, um zwecks Nachschubbeschaffung in den nächsten Supermarkt zu watscheln, wo ich sodann Tonnen von Chips, Gummibärchen, Schokolade, fetten Schweinebraten, Creme Fraiche und Fritten kaufe. Kaum wieder auf meinem Sofa zuhause angekommen, schaufle ich alles in mich rein und spüle dann mit drei, vier Liter Coke nach. Meine einzige Körperertüchtigung besteht darin, dem Pizzaboten die Tür zu öffnen und meine Fortbildung zum Thema „Ernährung“ im Studium von Menükarten (wobei mich natürlich immer ganz besonders interessiert, ob man die Pizza auch mit zusätzlich Käse im Rand kriegen kann).

Dazu habe ich übrigens eine masochistische Ader. Wie anders wäre es denn zu erklären, dass ich mich im Supermarkt schräg von der Seite anquatschen und im Krankenhaus ungefragt auf 600 Kalorien-Diät setzen lasse? Der Chefarzt in besagtem Krankenhaus hat’s ja auf den Punkt gebracht: Ich bräuchte nur ein „bisschen Disziplin“, dann wäre ich mein Übergewicht im Husch los! So einfach ist das! Ein „bisschen Disziplin“ und dann vielleicht noch eine kleine „Ernährungsumstellung“ …

„Ernährungsumstellung“ ist ja offensichtlich das Zauberwort! Neulich habe ich zum Beispiel gelesen, dass eine Lady im Norden gut 50 Kilogramm Übergewicht alleine dadurch losgeworden ist, dass sie konsequent das Fett in ihrer Ernährung weggelassen hat. Und das ist ja so einfach! Statt Schweinebraten fettlos gebratenes Putenschnitzel, statt feinem Buttergemüse gedünstetes und den Salat machen wir künftig am besten gar nicht mehr an. Der kleine, geschmackliche Unterschied – also, den sollte man mit ein „bisschen Disziplin“ schon aushalten, nicht?

Wissen Sie was? Wenn ich wüsste, dass ich nur mal konsequent für einige Monate „Disziplin“ aufbringen und auf gewisse Genüsse verzichten müsste, um dann nicht mehr von der Seite angequatscht oder dumm angeguckt zu werden, täte ich es. Das Dumme ist aber, dass ich meinen Körper und die neueste Ernährungsforschung kenne. Ich weiß, dass ich ein Leben lang hungern und mir alles, was auch nur einigermaßen schmeckt, verkneifen müsste, um auch nur „Normalgewicht“ – von Ideal will ich ja gar nicht reden! – zu halten! Ich habe nämlich leider, leider bei der Genlotterie eine Niete gezogen: Viermal wohlbeleibte Großeltern; eine Mutter, die ihr Leben lang gegen Übergewicht gekämpft hat und einen Vater, der früher auch ein ganz strammes Bäuchlein spazieren trug. Wenn ich ein Pferd wäre, würde man mich als „gute Futterverwerterin“ loben. Mein Körper schafft es nämlich, auch aus relativ kleinen Portionen sehr viele Nährstoffe herauszuziehen und Fettpölsterchen anzulegen. Ich wäre für Notzeiten optimal ausgerüstet.

Aber dummerweise findet bei uns die Not nur noch in den Köpfen derer statt, die stolz auf ihr „Idealgewicht“ sind – und denen dabei gar nicht die Idee kommt, dass sie ihre 36er Zwetschen-Ärschchen weniger ihrer „Disziplin“ beim Essen als ihrer Genetik zu verdanken haben! Doch andererseits vermute ich, dass die Dame, die mir da heute in den Einkaufswagen geguckt hat, nicht eben viel Spaß beim Essen hat. Also gönne ich ihr wenigstens den, heute einen guten Ratschlag ausgeteilt zu haben.

Bei uns gibt’s aber morgen dennoch Schweinebraten. Mit Creme Fraiche Sauce. Und Knödeln für mich. Zwei sogar – dick und flauschig. Und danach gönne ich mir noch ein paar von den wundervollen Weihnachtsgutsle, die mir meine Freundin Eva letztes Wochenende geschenkt hat. Ich bin ein Moppel und ich bleibe es.

Nur die Chips lasse ich aus. Die mag ich nämlich nicht – ebenso wenig wie die Gummibärchen und Butterkekse. Die Ladung war nämlich für meinen inzwischen sehr mageren Herrn Papa bestimmt, der damit immer die Eintopfphasen in seinem Altersheim überbrückt. Und sollten Sie das nächste Mal den Einkaufswagen vor sich studieren: Nicht alles, was jemand zur Kasse fährt und bezahlt, landet auch schon in seinem Magen!

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Schwäbische Fleischküchle

Nachdem ich hier tagelang nur rumgemeckert habe, soll’s jetzt mal wieder konstruktiv werden. Also begebe ich mich in meine virtuelle Küche, binde mir die Schürze um und verbreite Chaos. ;)

Es gibt Fleischküchle – so nennt man das, wozu die Berliner „Bulette“ und die Freunde aus Österreich „Fleischpflanzerl“ sagen. Und weil man Fleischküchle am nächsten Tag auch kalt essen kann, gibt’s gleich eine Menge davon.

Der Einkaufszettel:

1000 g gemischtes Hackfleisch
2 alte Brötchen (haben wir nicht, kriegen wir auch nicht wieder rein? Passiert uns öfter, weil der Professor die alten Brötchen immer ganz schnell an seine Hunde oder die Pferdis verfüttert. Dann ist ersatzweise Knödelbrot dran).
2 Eier
4 kleine oder zwei große Zwiebeln (ich mag am liebsten Gemüsezwiebel, die sind gut zu verarbeiten und mild im Geschmack)
1 Stange Lauch
1 - 2 Knoblauchzehen
1 Bund glatte Petersilie
Salz
Pfeffer aus der Mühle
Rosmarin*
1 Schuss Worcestershire Sauce (kann man nehmen, muss man aber nicht)
1 Prise Zucker**
Butterschmalz oder hocherhitzbares Öl (zum Beispiel Sonnenblumen- oder Erdnussöl) zum Anbraten


Brötchen in Wasser einweichen und ausdrücken.
Zwiebeln, Knoblauch und Lauch in feine Stücke schneiden, in der Pfanne zusammen mit den fein gehackten Kräutern glasig werden lassen.***
Brötchen zerbröseln, mit Hackfleisch, Eiern, Zwiebeln, Lauch und den Gewürzen zu einem Teig verarbeiten.
Fett in der Pfanne erhitzen, mit nassen Händen (dann pappt’s weniger) Teigbällchen formen, in die Pfanne setzen und flachdrücken. Von beiden Seiten knusprig braun braten.

Als Variante, die ich sehr mag: Vor dem Braten ein bisschen gewürfelten Schafskäse in die Mitte des Teigbällchens packen. Der Käse schmilzt beim Backen – und so kommen griechische Fleischküchle raus, die ich absolut yummy finde!



* Rosmarin, die erste: Ich liebe Rosmarin, aber ich bin nicht scharf darauf, in meinem Essen auf seine Nadeln zu treffen. Daher kaufe ich entweder bei einem meiner Gewürzhändler oder von Fuchs den gemahlenen Rosmarin. Und davon landet bei mir ein Hauch an fast jedem Fleisch, das ich anbrate.

** Das Rezept stammt laut der Familienlegende von meiner Oma väterlicherseits. Die war Bäckerstochter, hat dann Köchin gelernt und war vor ihrer Ehe mit meinem Großvater Herrschaftsköchin. Von ihr hat dann meine Mutter die Küchenweisheit gelernt, dass an jedes süße Gericht eine kleine Prise Salz und an jedes herzhafte Gericht eine kleine Prise Zucker zum Abrunden gehört.

*** Die Zwiebeln und den Lauch vor der Verarbeitung anzudämpfen, macht absolut Sinn. Wirft man das Zeug nämlich roh in den Teig, hat man nachher außen am Fleischküchle bittere und innen halbrohe Zwiebel.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

10 Deutsche, von denen ich in 2012 gerne weniger sehen und hören würde

Das Jahresende nähert sich in riesigen Schritten (mei, ist das eine schöne Klischeeformulierung! Als ob das Jahresende laufen könnte!), da ist es mal wieder Zeit, kleinere und größere Bilanzen zu ziehen. Weil mir da aber immer der alte Stephan Sulke Song einfällt, nach dem ihm beim Blick in den Spiegel „furchtbar übel“ wurde und auch der ins Portemonnaie der „Seele furchtbar weh“ tat, verzichte ich da lieber aufs persönliche und gedenke statt dessen der 10 Deutschen, die ich, wenn sie im neuen Jahr nicht gar so oft durch die Medien geistern würden, bestimmt nicht vermissen würde.

Meine absolute Nummer 1 auf dieser Liste ist Christian Wulff, zu meinem Bedauern – und das nicht erst seit seiner jüngsten Affäre - unser Bundespräsident. Als Deutsche, die doch einiges ihrer Zeit im Ausland zubringt, wünsche ich mir natürlich, dass unser Land durch eine Persönlichkeit repräsentiert wird – und ich fand mich diesbezüglich des öfteren ganz gut bedient. Auch wenn die meisten Bundespräsidenten, an die ich mich erinnere, nicht unbedingt meine politischen Ansichten vertraten – Richard von Weizsäcker habe ich dennoch geschätzt; Roman Herzog hat mir, auch wenn ich nicht in allem mit ihm einverstanden war, durch sein Rückgrat imponiert und Horst Köhler fand ich vor seinem beleidigten Abgang durchaus sympathisch.
Christian Wulff hingegen – nein, sorry, der war mir immer peinlich. Für mich ist er die perfekte Verkörperung deutschen Spießertums mit einer nicht gerade sympathischen Zugabe aus dem Yuppie-Fach. Sollte er je Profil gehabt haben – für mich sah’s immer aus als ob er es schon als Funktionär in der Jungen Union an den Darmwänden diverser Polit-Größen abgeschliffen hätte. Mittelmäßigkeit scheint sein Prinzip zu sein und Aussitzen können seine bevorzugte Qualität.
Soviel ich weiß, schwört der Bundespräsident beim Amtsantritt, Deutschland nicht zu schaden. Daher wäre es meiner Ansicht nach jetzt Zeit, dass Herr Wulff zurücktritt. Falls er es noch nicht gemerkt haben sollte: Das „B“ in „BRD“ steht nicht für „Bananen“!

Bereits zurückgetreten ist meine Nummer 2, der neuerdings zwar nicht mehr gegelte, aber immer noch sehr von sich überzeugte Freiherr von und zu Guttenberg mit den vielen Vornamen. Ihm kann man immerhin attestieren, dass er die deutsche Sprache um ein Verb bereichert hat: Guttenbergen. Ich bin neulich mal Straßenbahn gefahren und da hörte ich, wie eine Schülerin einem Freund versprach, etwas später auf seine Party zu kommen. Sie müsse nur erst ihre Hausaufgaben „guttenbergen“.
Es war schon peinlich genug, dass der Freiherr versuchte, den Diebstahl geistigen Eigentums als Kavaliersdelikt darzustellen, doch dass er nun, nur acht Monate nach seinem Rücktritt, meint, sich mit einem eilig zusammen gestoppelten Buch wieder ins politische Rampenlicht schieben zu müssen, beweist nur zu deutlich, dass er nichts begriffen hat und immer noch der Meinung ist, dass es ohne ihn nicht geht. Vor allem aber scheint er, obgleich auf dem Land aufgewachsen, nicht sehr viel von Landwirtschaft zu verstehen. Sonst würde er nämlich wissen, dass es doch auf einer umgepflügten Geilstelle länger als acht Monate braucht, bis das Gras darauf so hoch gewachsen ist, dass man den Untergrund nicht mehr erkennt.

Wenn wir schon bei Herren namens „Karl“ sind, komme ich nicht umhin, Herrn Karl Lagerfeld den dritten Platz in meiner Liste der peinlichsten Deutschen einzuräumen. Während er mir früher nur seine Arroganz und die latente Frauenfeindlichkeit – oder wie anders sollte man es nennen, dass er Frauen immer auf ihr Aussehen reduziert hat? – negativ auffiel, kann ich ihm mittlerweile auch noch „Stillosigkeit“ bescheinigen. Als solche empfinde ich es nämlich, dass der Herr Karl offenkundig ein Problem damit hat, in Würde zu altern. Stattdessen wird das weiße Haar zum neckischen Zöpfchen im Nacken gebunden – und dass es weiß ist, liegt wahrscheinlich nur daran, dass er immerhin historisch beschlagen genug ist, an Bildern aus dem Rokoko erkannt zu haben, dass weiße Haare das Gesicht darunter jugendlich erscheinen lassen -, die Altersflecken auf den Händen werden mit seltsamen Handschuhen und xundzwanzig Ringe verborgen, das wahrscheinlich faltige Hinterteil in knallenge Höschen gezwängt (Hauptsache, die Hasenpfote findet auch noch Platz) und der Schildkrötenhals durch hohe Kragen getarnt.
Was mich angeht: Je weniger ich im neuen Jahr von ihm höre und sehe, desto besser!

Auf dem vierten Platz meiner Nicht-Ehrenliste tritt eine Dame auf: Veronica Ferres, unsere Möchtegern-Großschauspielerin. Ihr Talent besteht vorwiegend darin, mit wogenden Brüsten und immer gleichem Gesichtsausdruck durch Filme zu rennen, die sich um Anspruch bemühen, ihn meist aber knapp verfehlen. Allerdings scheinen solche Filme in letzter Zeit knapp geworden zu sein, weswegen man Frau Ferres nun öfter im weitausgeschnittenen Abendkleid an der Seite ihres Lebensgefährten Carsten Marschmeyer (ein Herr mit erstaunlich hoher Trefferquote bei Google, wobei nicht wenige Berichte über ihn sehr kritisch über sein Finanzimperium berichten) repräsentiert als vor der Kamera ihr Holz vor der Hütte zu präsentieren. Was mich angeht, wäre ich nicht unglücklich darüber, wenn sie sich mitsamt Herrn Marschmeyer für eine Weile auf eine hübsche, warme Sonneninsel möglichst weit weg begeben würde.

Auf Mallorca soll bereits meine Nummer fünf weilen: Das „Vollweib“ Christine Neubauer, im deutschen Fernsehen so unvermeidlich wie die Rama-Werbung. Wo immer die patente Tierärztin, kämpferische Anwältin, engagierte Mutter, liebende Buchhändlerin, leidende Journalistin gefragt ist: Christine Neubauer spielt sie und erfreut ihr Publikum dabei durch ihre Berechenbarkeit. Wo Neubauer draufsteht, ist immer auch Neubauer drin: Talentfrei, mit vollem Körpereinsatz und der Wandelbarkeit einer Barbiepuppe. Angeblich will sie künftig weniger durchs deutsche Fernsehen vollweiben und sich mehr um ihr Privatleben kümmern. Ich beglückwünsche sie dazu und hoffe auf ein weitgehend Neubauer-freies 2012.

Bleiben wir bei den Damen aus dem darstellenden Gewerbe: Auf Platz sechs rangiert bei mir – knapp abgeschlagen – Frau Iris Berben. Ihr muss man immerhin zugestehen, dass sie zwei Gesichtsausdrücke mehr hat als die Damen Neubauer und Ferres und damit schon fast als Schauspielerin durchgehen könnte. Ebenso gestehe ich ihr zu, dass sie in jüngeren Jahren einmal eine wirklich schöne Frau war. Doch heute ist sie mit ihren ständigen Verkündigungen, dass  sie ihr jugendliches Aussehen nur Mineralwasser, gesunder Ernährung und guten Genen verdankt, peinlich. Wahrscheinlich kichert ein gewisser Dr. M. am Bodensee immer leise in sich hinein, wenn Frau Berben wieder einmal über ihre spezielle Schönheitspflege spricht. Ich unterdessen wünsche mir für 2012, dass sie nicht ganz so oft über die Bildschirme geistert.

Damit sind wir wieder bei den Herren, bleiben aber bei den Darstellern. Schauspieler  möchte man bei meinem Platz 7 nämlich wirklich nicht sagen. Dazu müsste man nämlich sprechen können. Til Schweiger aber gefällt sich vorwiegend nuschelnd und in der Rolle des ewigen, oh-so-rührenden Jüngelchens. Hach, wie geht er mir auf den Zeiger! Und nur als Vorankündigung: Auch wenn er im neuen Jahr einen Film mit einem so neckischen Titel wie „Zweischwanzwellensittiche“ produzieren sollte – darauf, dass ich ein Ticket oder gar eine DVD kaufe, braucht er nicht zu hoffen.

Wo aber wären wir in Deutschland, wenn wir nicht unsere Sportler – oder besser gesagt: Die ehemaligen Sportgrößen – hätten? Meine Nummer 8 ist der, der offenkundig in der Vergangenheit öfter  mal Orientierungsprobleme hatte, hat er doch Wimbledon mit seinem Wohn- und die Hintertreppe des Londoner Ritz mit seinem Schlafzimmer verwechselt. Inzwischen aber hat sich unser Bum-Bum Boris Becker, das einstige Bobbele aus Leimen, wohl dazu entschlossen, Shakespeares Aufforderung „The world must be peopled“ zu folgen, weswegen er nicht nur ständig mit wechselnden, aber immer exotischen Damen irgendwelche rotblonden, blauäugigen Kinder in die Welt setzt, sondern – wen interessiert das denn? – auch keine Gelegenheit auslässt, die Absicht auf weitere Vermehrung öffentlich zu verkünden. Von mir aus darf er die Überlegenheit seiner rotblonden Gene gerne noch ein Dutzend Mal unter Beweis stellen. Ich wünsche mir nur, dass er dabei die Klappe hält und mich nicht nach jedem erfolgten Zeugungsakt vom Cover der „Bunte“ oder „Gala“ angrinst.

Immerhin: Rang 9 hat’s nicht so sehr mit dem Zeugen. Dafür aber heiratet Lothar „Loddar“ Matthäus offenkundig gerne und mit zunehmendem Alter immer jünger. Dazu sollte ihm vielleicht mal jemand erklären, dass man auch direkt mit Noch- und Ex-Ehefrauen reden kann. Im Zeitalter von Handys und Skype sollte es selbst einem so vielbeschäftigten (womit eigentlich?) Mann wie unserem Loddar möglich sein, mit seiner jeweils gerade abgelegten Herzensdame ohne Hilfe der „Bunte“ oder der Zeitung mit den vier Buchstaben zu kommunizieren. Auch käme Deutschland meines Erachtens ganz gut ohne seine Verlautbarungen zum Thema Gesellschaft und Politik aus. Allerdings scheut man sich, ihm den Rat „Einfach mal Klappe halten, wenn man keine Ahnung hat“ zu geben – schließlich möchte man ihn ja nicht zum totalen Verstummen verdammen!

Weil mir sonst was fehlen würde, geht mein Platz 10 an den Propheten des gesunden, frischen Kochens: Alfons Schuhbeck. Was täten wir nur, wenn er uns nicht erzählen würde, dass Ingwer dem Gesäß eine gesunde Gesichtsfarbe verleiht und eine Prise Koriander ein langes, lustiges Leben garantiert! Dafür, dass er uns neuerdings auch noch McDonalds Hamburger empfiehlt, bin ich richtig dankbar – endlich Fast Food ohne Reue, denn wenn Herr Schuhbeck es gut findet, ist es ja wohl gesund und gut, oder?

Dienstag, 20. Dezember 2011

Ich liebe es!

Ich koche gerne. Und ich schaue gerne Kochsendungen. Ich bin dabei, wenn bei Lanz gekocht wird, ich fiebere mit den Kandidaten der „Küchenschlacht“, ich lasse mir nur zu gerne von Tim Mälzer erklären, wie man Buletten brät und ertrage sogar Horst Lichter, wenn mir Johann Lafer dafür in seinem charmanten Österreichisch erklärt, wie man Butter klärt. In meinem Bücherregal stapeln sich die Kochbücher – und dennoch werde ich nicht weinen, falls mir jemand zu Weihnachten noch eines (oder gar zwei?) schenkt. Ich kaufe auch gerne Kochzeitschriften, wobei ich zugeben muss: Die, deren Rezepte ich am meisten nachkoche, ist die gute, alte „Meine Familie und ich“.

Bei fast allen Fernsehköchen nervt mich nämlich eines: Dass es immer vom feinsten sein muss! Lea Linster begnügt sich bei ihrem „Lachstartar“ nicht damit, dass sie den teuersten Lachs verlangt, sondern muss ihn zudem mit Nordseekrabben, Austern und Kaviar garnieren – äh, Verzeihung, aber hat jemand einen mittelgroßen Geldscheißer übrig? Ich würde auch einen gebrauchten nehmen. Aber wenn ich das Weihnachtsmenü nachkochen wollte, dass mir bei „Lanz kocht“ neulich geboten wurde, bräuchte ich den. Da gab’s dann nämlich außer Lea Linsters Lachstartar mit drei Garnituren auch noch Seeteufel, Zanderfilet und Ente. Und jeder der Köche, angefangen von Frau Linster, die kundtat, dass man Lachs natürlich nur frisch beim Spezialfischhändler (der, der den Kram jeden Morgen aus Paris einfliegen lässt) kaufen kann über Herrn Alfons Schuhbeck, der die Butter, in der er seinen Zander anbrät, wahrscheinlich von einem reitenden Boten aus Frankreich bringen lässt bis hin zu Kolja Kleeberg, der zur handaufgezogenen Ente rät (ich werde mal beim Nachbarbauern anfragen, ob er eine mit genau 85 überwachten Flugstunden hat) erzählt mir, dass man nur mit „guten“ Zutaten richtig kochen kann.

Außerdem predigen die Herrschaften natürlich, dass man am besten alles selbst macht. Man braucht Gemüsebrühe für irgendwas? Tja, in dem Fall kauft man (natürlich Bio) Lauch, Karotten, Sellerie und Kräuter und kocht sich das Brühchen. Von wegen und „Potti“ oder gar irgendwas von Knorr! Wer wirklich anspruchsvoll und lecker Kochen will, macht selbst – sagen die Damen und Herren Fernsehköche.

Weil aber der Geldscheißer bei mir immer noch nicht eingetroffen ist, muss ich hin und wieder mal bei  Lidl einkaufen. Dabei überfällt mich aber immer schon am Eingang das schlechte Gewissen. Da steht nämlich lebensgroß Kolja Kleeberg mit seiner Kochschürze – und bei seinem Anblick denke ich dann immer: „Schei …benkleister! Ich sollte doch Bioprodukte kaufen und das Wild direkt vom Jäger und das normale Fleisch natürlich nur beim Metzger und mein Brot beim Bäcker und das Gemüse auf dem Markt! Und jetzt schluffe ich schon wieder beim Lidl rein, werde gleich nicht-Bio-Gemüse in meinen Wagen laden, Brötchen aus dem Automaten ziehen und den fertigen Pizza-Teig aus der Gefriertruhe. Und das alles unter Kolja Kleebergs Augen!“

Aber dann beruhige ich mich wieder. Der Lidl-Kleeberg ist nämlich ein Pappkamerad – und der empfiehlt mir zum Beispiel für seine Weihnachtsgans als Füllung:
100 g Grafschafter Buttertoast
50 g Milbona Deutsche Markenbutter
 100 ml Milbona Frischmilch
ChanteSel Jodsalz
Kania Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Lauter Lidl-Produkte! Also, wenn er mit Lidl-Portwein (ist auch im Rezept) kochen kann, darf ich es auch, oder?

Und auch in meinem Edeka werde ich diesbezüglich erfreut: Am Kopf des Regals, in dem man zum Beispiel Rotkohl im Tütchen und Sauerkraut in der Dose findet (geht gar nicht – würde Herr Schuhbeck wahrscheinlich sagen), könnte ich diverse Fonds und Gewürze von Jamie Oliver erstehen. Und am nächsten Regal kommt dann die Schuhbeck Kollektion mit Gewürzen, Fonds und anderen Convenience Produkten. Wie war das mit „gute Küche, alles frisch zubereitet“?

Johann Lafer predigt das auch gerne – und hat dafür in seinem Regal jede Menge Fonds und Konfitüren. Tja …

Warum fällt mir jetzt der Spruch vom „Wasser predigen und Wein trinken“ ein? Bei unseren Spitzenköchen scheint es allerdings andersrum zu sein: Sie predigen uns Wein – und bewerben Wasser. Dabei muss es noch nicht mal Luxuswasser sein  – oder wie soll ich es verstehen, dass Alfons Schuhbeck, der Prophet des superfrischen Bio-Gemüses und der oh-so-gesunden Kräuter mich neuerdings bei McDonalds angrinst? „Hüttengaudiburger“ heißt das von ihm kreierte Produkt – ein Weizenbrötchen mit Haferflocken, Hähnchenfleisch, Emmentaler und Apfel-Ingwer-Sauce.

Ich glaube, ich bestelle mir jetzt eine Pizza bei Joey’s. Die haben zwar noch keinen Spitzenkoch, der behauptet, das Rezept creiert zu haben, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und bis dahin lasse ich es mir immerhin schon mal schmecken!


Nochmal Männer ...

Habe ich die Tage behauptet, ich hätte nix gegen Männer? Das war nicht ganz richtig. Es gibt zwei Sorten von Männern, gegen die ich sehr entschieden was habe: 1. Schläger und 2. die, die sie auch noch verteidigen.

Ich habe gerade – ich warte auf einen lieben Gast – etwas in Neonatalies sehr empfehlenswertem Blog herum gelesen und bin dabei auf eine Geschichte gestossen, die ich einfach nur schrecklich finde: Eine junge Frau wurde ungewollt schwanger, der Erzeuger des Kindes (den Titel „Vater“ möchte man dem nicht geben!) war erst nicht begeistert, gewöhnte sich dann aber an den Gedanken. Dennoch kam es noch während der Schwangerschaft zur Trennung und dazu, dass die werdende Mutter ihren Kram aus seiner Wohnung holen wollte. Dabei kam es zum Streit, in dem sie ihm ankündigte, dass er sein Kind niemals sehen werde. Darauf brüllte er zurück „Wenn ich mein Baby nicht sehen darf, dann sollst du es auch nicht haben.“ Er schlug mit voller Wucht gegen ihren Bauch und als sie dann zu Boden ging, hat er noch mehrfach ihr getreten.

Das Baby wurde  danach per Notkaiserschnitt geboren und verstarb am dritten Tag. Die Mutter konnte es nie berühren – sie lag nämlich selbst fünf Tage auf Intensiv (http://neonatalie.wordpress.com/2011/01/12/gewalt-gegen-schwangere/#comments).

So weit, so unschön. In der Kommentarsektion zum entsprechenden Artikel geht es dann auch entsprechend rund. Fast alle Kommentatoren empören sich über diesen Mann. Nur ein Mann meint, er müsse – mit Verlaub – „Psychogewäsch“ abliefern. Da lese ich dann: „Wenn ein Mann gegen (s)eine Frau gewalttätig wird, dann eigentlich fast immer, weil er überfordert ist, mit der Welt und mit sich und mit ihren vermeintlichen oder wirklichen Ansprüchen nicht fertig wird… „ Ach ja. Und das berechtigt ihn dann, seinen Frust an einer Frau und ihrem (seinem!) ungeborenen Kind auszulassen? Ganz klar.

Es kommt aber noch besser: Der Kommentator meint, man müsse die Geschichte doch auch mal von seiner Seite aus sehen. Sie habe ihn verlassen, nun sitze er in der gemeinsamen Wohnung, die er „vielleicht kaum bezahlen kann“. Mir kommen gleich die Tränen! Armer, verlassener Mann! Wahrscheinlich war er der reine Engel und hat der bösen, bösen Frau üüüüberhaupt nie nicht einen Grund gegeben, die Kurve zu kratzen.

Doch weiter im Text – und ich zitiere: „Und dann kommt sie, holt ihre letzten Sachen ab, die für ihn noch so etwas wie eine Hoffnung darstellten, es könne sich alles wieder einrenken. Er hat sich schließlich darauf eingestellt, daß sie jetzt eine Familie sind…
Es kommt wieder zum Streit. Und Worte verletzen nicht weniger als Schläge… „

Worte verletzen nicht weniger als Schläge. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Unserem Kommentator ist aber offenkundig sehr ernst damit, denn im weiteren führt er aus: „Der Mann braucht nicht eine Gefängnisstrafe, der Mann braucht Hilfe und Betreuung. Er ist nicht stark, er ist schwach.
Und es gibt Worte, Sätze, die gehören bestraft wie gefährliche Körperverletzung.“

In dem Fall drängt sich mir die Frage auf: Hat der noch alle Latten am Zaun???

Für mich ist das ein klassisches Beispiel für die „Entschuldigungsmentalität“ mancher Männer. Eine Frau wurde vergewaltigt? Ja, mei, hätt‘ sie halt nicht so ein kurzes Röckchen getragen und sich geschminkt! Die hat doch „voll verfügbar“ gewirkt! Die braucht sich doch nicht zu wundern, wenn ein Mann auf sie anspringt (warum fällt mir an der Stelle Mel Gibson ein, der seiner Kindsmutter bescheinigte: „You look like a f**** pig in heat and if you get raped by a pack of niggers, it will be your fault“?). Und wenn eine Frau geschlagen wird, dann hat sie den Mann wahrscheinlich provoziert.

Wie wir ja eben gelernt haben: Worte sind wie Schläge und gehören ebenso bestraft. Und Männer, die schlagen, sind halt schwach und überfordert. Lasst uns alle Mitleid mit den Schlägern haben! Lasst sie uns trösten, wenn sie ihre Frauen und Kinder grün und blau geprügelt haben! Die können halt nicht anders, weil sie so „überfordert“ sind! Ist ja auch eine böse Welt, in der man (oder  sollte ich hier besser „frau“ schreiben?) von einem Kerl erwartet, dass er zu den Kindern steht, die er gezeugt hat (ich habe mal einen Mann, den ich bis dahin durchaus als „Freund“ gesehen habe, abserviert, weil er meinte, sich bei mir darüber ausweinen zu müssen, dass seine Ex-Freundin ihn „hereingelegt“ hatte und er es nun total unfair finde, dass er die nächsten 18 Jahre Unterhalt für das dabei entstandene Kind zahlen müsse. Der Junge war Dr.med. – und von einem solchen sollte man doch eigentlich erwarten, dass er den Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Kinderkriegen kennt, nicht? Ergo sollte man von ihm auch erwarten können, dass er keinen ungeschützten Verkehr mit einer Frau hat, von der er kein Kind will).

Und überhaupt: Einen Mann zu verlassen, der das nicht will, geht schon gar nicht! Das überfordert den dann so, dass man es wohl auch noch verstehen muss, wenn er dann kurzerhand Frau und Kinder umbringt und im Zweifelsfall auch noch den „Neuen“, wegen dem er verlassen wurde. Er braucht dann auch „Hilfe und Betreuung“.

„Worte sind wie Schläge“ – das glaube ich an dem Tag, an dem mir dieser „Männerversteher“ mal einen Mann zeigt, der von den Worten einer Frau so verletzt wurde, dass er fünf Tage auf der Intensivstation lag! Ich neige bestimmt nicht zur Gewalttätigkeit, aber einem Kerl, der einen Schläger verteidigt, würde ich ganz gerne mal eine langen. Stumm – damit er sich hinterher nicht darüber beklagen muss, er habe gleich doppelt Schläge bekommen!