Freitag, 2. Dezember 2011

Guilty pleasures, die erste

Ich sollte mich schämen. Ich sollte es nicht wieder tun. Aber andererseits kann ich nichts dafür. Es ist bei mir wahrscheinlich genetisch verankert oder durch frühkindliche Prägung entstanden. Meine Mutter, obgleich eine sehr gescheite und gebildete Frau, hat’s nämlich auch getan – ungeachtet der Tatsache, dass mein Vater in diesem Punkt ausnahmsweise mal mit seinem Schwiegersohn konform war. Die Beiden haben immer gemeinsam die Augen verdreht und sich dann mit dem Seufzer „Frauen!“ beziehungsweise „Women!“ hinter den Wirtschaftsteil der Zeitung verzogen.

Eben habe ich es wieder getan. Anstatt zu arbeiten oder hier wenigstens ein superschlaues, weltbewegendes Essay über den Einfluss des Pferdes auf die Sprachentwicklung in Europa (ja, den gab’s tatsächlich!) zu verbrechen und damit meinen brillanten Intellekt unter Beweis zu stellen, habe ich mich auf www.bunte.de geschlichen. Und kaum wage ich es zu gestehen, aber:  Die Seite wird in meinem Browser unter „meist besuchte“ gelistet.

Ja, es ist mir peinlich. Ich rede nicht gerne darüber. Aber wir sind hier ja unter uns und da kann ich es zugeben: Ich gebe mir ungefähr dreimal die Woche eine nicht zu kleine Portion Klatsch und Tratsch. Und sollte ich vom Schicksal dann auch noch mit einem Arztbesuch gestraft werden, so versuche ich dem dadurch etwas Positives abzugewinnen, dass ich dort die Printausgabe der Bunten und meist auch noch Gala lese. Mein Hausarzt grinst deswegen schon immer wie ein Maikäfer, aber bitt’schön, was kann ich denn dafür, dass es in seinem Wartezimmer außer diesen beiden Magazinen nur Spiegel, Stern und auto, motor und sport gibt? Spiegel und Stern habe ich abonniert und immer schon gelesen, wenn ich zu ihm komme und an der ams interessieren mich höchstens die manchmal recht originellen Überschriften.

Ansonsten aber finde ich es viel spannender, ob „unser Silviäle“ (wie eine verstorbene Nachbarin Königin Silvia von Schweden immer zu apostrophieren pflegte) ihrem ungetreuen Karl den Xundzwanzigsten Gustav (mein eigentlich durchaus monarchistisch gesinntes irdisch Glück pflegt dessen Erscheinung immer mit „chinless wonder as he is“ zu kommentieren) wohl bald mal zeigt, wo in Schloss Drottningholm der Hammer hängt (ich vermute übrigens, dass der nicht hängt, sondern liegt – auf ihrem Frisiertisch. Er wird bestimmt gebraucht, um abends vor dem Schlafengehen das halbe Pfund Haarspray der Marke „Betonfest“ aus ihrer Frisur zu schlagen); ob die neue Fürstin von Monaco (vom Professor bisher unkommentiert, aber ich denke, da würde ein „broad shouldered wonder as she is“) nun bald ihrer dynastischen Pflicht nachkommt und ihrem Albert einen legitimen Erben schenkt und ob die spanische Kronprinzessin nach dem Genuss dreier Erbsen statt des sonst üblichen halben Salatblattes eine neue Garderobe anschaffen musste.

In diesem Zusammenhang wäre ich dann auch sehr interessiert, was Karl, der unvermeidliche Lagerfeld, dazu zu sagen hat, wobei ich mich bei ihm die Tage darüber wundere, wie man eigentlich in Hamburg Schnöselsdorf, wo er herkommt, das Wort „Gemüse“ ausspricht. Vermutlich anglisiert – oder wie sonst wäre es zu erklären, dass er die Bezeichnung „Muse“ in Bezug auf „Clodia“ Schiffer nicht hören will, weil das wie „Gemüse“ klinge? Vielleicht müsste ihn mal jemand darüber aufklären, dass es sehr wohl Engländer gibt, die das deutsche „ü“ aussprechen können. Mein Professor jedenfalls kann es. Wenn er nun auch noch den Unterschied zwischen „ab“ und „an“ lernt (er meinte neulich, er sei nach einem anstrengenden Tag „abgegriffen“) und dass man in Deutsch Menschen, die einem nahestehen, per „Du“ anspricht, kann er sich bei der „Bunten“ als Schreiber bewerben. Sein Deutsch ist mindestens so gut wie das der Chefredakteuse Patricia Riekel, die ich alleine dafür, wie sie – obwohl selbst in Richtung Moppel tendierend – den Schlankheitswahn weiblicher VIPs wohlwollend kommentiert, gerne mal mit Schmackes in den Allerwertesten treten würde.

Allerdings stelle ich bei meinen Internet-Streifzügen über Klatsch- und Tratschseiten immer öfter fest, dass ich alt werde. Nehmen wir zum Beispiel die Mutter aller Tratschseiten, die amerikanische www.tmz.com.

Die hat im Moment eine Exklusivmeldung über einen gewissen Kris Humphries ganz oben. Der war oder ist oder was auch immer mit einem amerikanischen Reality-TV-Sternchen verheiratet. Aber wer, zum Geier, ist „Soulja Boy“ und warum soll’s mich interessieren, dass er Hasch und eine Knarre in einer Aktentasche spazieren getragen hat? Und das ein gewisser Dan Cortese sich scheiden lässt, interessiert mich auch nicht – ich weiß nicht mal, wer oder was der Herr ist und tut.

Da lobe ich mir doch meine Bunte! Bei der erfahre ich heute, dass selbst Prinzessinnen „oft bittere Tränen“ weinen. Madeleine (das ist hübsche Tochter von unserem Silviäle, im Gegensatz zu Victoria, die zwar Kronprinzessin ist, dafür aber auch ihrem Vater ähnlich sieht. Immerhin hat sie in einem Glück gehabt: Die Extremnase, die ihr bürgerlicher Vorfahr Jean-Baptiste Bernadotte gehabt haben soll, hat sich offenkundig im Lauf von ein paar Generationen ausgemendelt. Dummerweise scheint aber auch die Intelligenz, die Napoleons ehemaligen Marschall ausgezeichnet hat, durch die Hinzufügung diverser Hochadelsgene verwässert worden zu sein) musste nämlich die Tage erfahren, dass ihr Ex-Verlobter mit einer Ex-Freundin von ihr nicht nur liiert ist, sondern zusammenzieht. Die Bunte weiß es genau: „Das Paar habe sich am Donnerstag die Schlüssel für seine acht Millionen Kronen teure Luxus-Wohnung (umgerechnet circa 875.000 Euro) im Stockholmer Nobelviertel Östermalm abgeholt“. Arme Madeleine! Sie weint jetzt sicher bittere Tränen, weil sie nicht so nobel wohnen darf. Ich meine, was ist schon so ein zugiges, olles 100-Zimmer-Schloss gegen eine Luxus-Wohnung in einem Nobelviertel?

Dafür ist „Neu-Single“ Demi Moore anscheinend schon eifrig damit befasst, das Attribut „Neu-Single“ wieder los zu werden. Laut der Bunten „datet“ sie schon wieder. Und man stelle sich vor: Der Herr, mit dem sie da angeblich zarte Bande knüpft, sieht aus, als ob er seinen 30. Geburtstag schon hinter sich hätte! Zu dumm, dass die Bunte beim üblichen Voting die falsche Frage stellt: „Demi wieder im Dating-Dschungel – finden Sie das zu früh?“ Die Frage hätte lauten müssen: „Ist dieser Kerl zu alt für Demi?“

Begeben wir uns aber aus der Spalte „Stars“ in die Spalte „Society“. Wer jetzt Louis Armstrong mit dem Klassiker „High Society“ im Ohr hat (http://www.youtube.com/watch?v=ELKNyDdNCbY&feature=related) liegt allerdings ganz falsch, denn die Meldung des Tages kommt von Frederic Prinz von Anhalt, dem man ja nun nicht unbedingt wirklich bescheinigen will, dass er zu den „oberen“ Zehntausend gehört. Dafür weiß der Mann, wie man, selbst wenn man absolut nichts leistet, immer wieder in die Schlagzeilen kommt. Heute allerdings berichtet er nicht von seinem Viagra-Verbrauch oder klappert mit den Knochen seiner Zombie-Gattin, sondern betätigt sich als psychiatrischer Gutachter, in dem er feststellt, dass seine Stieftochter Francesca Hilton „nicht ganz klar im Kopf“ ist.

Sie meint nämlich, er sei kein guter Ehemann! Er wiederum befindet, dass sie nur hinter Mütterchens Kohle (ist da noch welche? Ich hätte vermutet, dass er die schon durchgebracht hat. Aber wir müssen uns keine Sorgen machen: Er wird dem deutschen Steuerzahler nicht zur Last fallen. Wenn’s eng wird, adoptiert er noch ein paar titelwütige Bordellbetreiber) ist. Sie habe ihn nämlich am Krankenbett ihrer Mutter angebrüllt, „warum er Zsa Zsa weiter am Leben halte“. Damit aber nicht genug! Der Bunten berichtet der Möchtegern-Blaublütler: „Dann hat sie mir mit der Faust in den Magen geschlagen, so dass ich hingefallen bin und mich verletzt habe.“

Hmmm – vielleicht sollte er sich mit Madeleine von Schweden zusammen tun? Sie könnte ihm ihre naßgeheulten Taschentücher zur Abkühlung aufs verletzte  Bauchi legen und sie könnten gemeinsam  ihr hartes Schicksal beklagen. Und wenn sie dazu dann noch einen Reporter von der Bunten einladen, ist garantiert, dass ich auch weiterhin was zu lesen habe und mich in den Niederungen meines Daseins damit trösten kann, dass es den Schönen und Reichen auch nicht besser geht.

Dienstag, 29. November 2011

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Marzipan-Rührkuchen

Ich liebe Marzipan – aber nur Rohmarzipan. Das verarbeitete ist mir zu süß und zu trocken. Was ich aber fast noch mehr liebe als pures Marzipan ist der Marzipankuchen, den meine Mutter immer für mich gebacken hat.

Den gibt’s in zwei Varianten, wobei die nur die Glasur betreffen. Wenn Mutter einen für den sofortigen Verzehr gebacken hat, kam er in die Kastenform und wurde nachher mit dünn ausgewelltem Rohmarzipan überzogen. Wenn er etwas länger halten sollte, hat sie ihn in der Gugglhupf-Form gebacken. Dann durfte er nach dem Backen auskühlen, wurde dann mit  warmer, durchpassierter Aprikosenmarmelade glasiert, durfte dann einige Stunden stehen, bis er wirklich trocken war und bekam anschließend einen dicken Überzug aus Kuvertüre.

Die Aprikosenmarmelade (wobei meine Mutter bei manchen Kuchen auch Johannisbeer genommen hat) sorgt zum einen dafür, dass der Kuchen unter seinem Schokoguss schön saftig bleibt, zum anderen wird der Schokoguss schöner, weil die Kuchenoberfläche mit der Marmelade „glatter“ ist.


Marzipankuchen

300 g Mehl
200 g Marzipanrohmasse
200 g Zucker (wir ersetzen üblicherweise die Hälfte durch unseren selbstgemachten Vanillezucker. Falls keiner da ist: 175 g Zucker und ein Päckchen Vanillezucker)
2 EL Backpulver
175 g zerlassene Butter
3 mittlere Eier
1 Schuss Amaretto

Das Marzipan in kleine Stücke schneiden, mit dem Zucker, Vanillezucker und der Butter zu einem Teig rühren. Nach und nach die Eier zugeben, schließlich das Mehl und das Backpulver eßlöffelweise darüber sieben und einrühren.

Teig in eine gut gefettete Form füllen, im vorgeheizten Ofen bei 175° C auf der mittleren Schiene 50 bis 60 Minuten backen.

Dabei sollte man übrigens den Holzstäbchen-Test machen: Nach ungefähr 50 Minuten mit einem Holzstäbchen tief in den Kuchen einstechen. Wenn beim Herausziehen kein Teig daran klebt, ist der Kuchen fertig und sollte aus dem Ofen genommen werden. Der Marzipankuchen sollte nämlich keinesfalls zu lange backen, sonst wird er trocken.

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Scones

Sie wünschen – wir tippen. ;)
Ich wurde nach dem Rezept für Scones gefragt, also habe ich im Rezeptordner des Professors (in dem alle seine Rezepte ordentlich in Klarsichthüllen und natürlich alphabetisch geordnet abgelegt sind. Meine Rezeptsammlung unterdessen besteht aus einer alten Schuhschachtel, die mit Zetteln und Ausschnitten aus Zeitschriften vollgestopft ist und in dem man suchen muss wie ein Archäologe: Dauernd gebrauchte oder jüngst gekochte Rezepte sind in den oberen Schicht, Weihnachtsgutsle liegen in der mittleren Schicht und unten sind die ganz selten gebrauchten Rezepte) nachgeguckt.

Dabei fand ich gleich zwei Scones-Rezepte, wozu er erzählte, dass Scones in seinem Elternhaus drei-, viermal in der Woche zum Tee serviert worden seien. Gleichzeitig aber seien Scones eines der ganz wenigen Themen gewesen, über die sich sein sanfter, ruhiger Vater richtig echauffieren konnte und worüber er sich mit seiner temperamentvollen Frau, mit der er sonst durchaus in Harmonie lebte, in die Wolle bekam. Der Vater mochte nämlich Scones mit Rosinen nach dem Rezept seiner Köchin. Punkt. Des Professors Mutter dagegen hatte vor der Heirat von ihrer pflichtbewussten Mutter und deren Köchin ein anderes Scones-Rezept – mit Hefe und ohne Rosinen – erlernt und fand das besser. Sie wies also die Köchin an, ihr Rezept zu servieren. Die tat das – immer, wenn sie die explizite Anweisung dazu bekommen hatte. Kam die aber nicht, machte sie ihr Rezept, worauf dann über dem Teetisch eine Debatte darüber ausbrach, welche Scones nun die „richtigen“ sind.

Mein Liebster erinnert sich, dass das Problem erst gelöst wurde als er zum ersten Heimaturlaub in Uniform antrat. Sein Besuch zuhause fiel nämlich mit der Ablösung der alten Köchin und der ersten Tage des Regimes einer neuen zusammen. Und als die alte in den Ruhestand ging, wurde das Thema „Scones“ noch einmal letztgültig verhandelt, wobei rauskam, dass von da an Scones mit Hefe und Rosinen serviert wurden.

Weil ich Scones erst mit dem Professor kennen gelernt habe, bin ich vollkommen neutral – mir ist es wurst, ob mit Backpulver oder Hefe. Ich klatsche eh so viel Sahne und Marmelade drauf, dass man das „darunter“ nicht mehr wirklich rausschmeckt. Doch der Professor kann sich nicht entscheiden. Darum backt er abwechselnd das eine und das andere Rezept.


Scones – Schwiegermutters Variante mit Hefe

500 g Mehl
2 mittelgroße Eier
1 Würfel Hefe (oder ein Päckchen Trockenhefe)
5 EL Zucker*
125 g Butter
¼ l Milch
Eine Handvoll Rosinen (wenn man Rosinen mag)**

Das Mehl in eine große Teigschüssel sieben, in der Mitte eine Mulde machen. In den kommt die zerbröckelte Hefe, dazu ein EL Zucker und etwas lauwarme (ja, wirklich lauwarm! Zu kalt würde die Hefe erschrecken, zu heiß würde sie töten, also lauwarm) Milch. Ein paar Minuten gehen lassen, dann die restlichen Zutaten zugeben und das Ganze zu einem glatten Teig verkneten. Mit einem sauberen Handtuch abdecken und an einem warmen Ort *** ungefähr 30 Minuten gehen lassen. Der Teig sollte sich dabei verdoppeln (deswegen übrigens auch die große Schüssel – in einer kleinen läuft er nämlich über).

Danach geht’s weiter wie im Rezept der Köchin. ;)


Scones – die Variante der Köchin:

4 Tassen Mehl
5 TL Backpulver (die Köchin nahm früher natürlich Natron, aber laut dem Prof schmeckt und funktioniert Backpulver besser)
2 Eier
5 EL Zucker*
10 Eßlöffel Butter
1 ½ Tassen Milch
1 Prise Salz
Eine Handvoll Rosinen**

Mehl, Backpulver, Butter und Salz zu einem Teig zusammen kneten, Milch und Eier dazu geben und zu einem glatten Teig verarbeiten.


Und hier geht’s für beide Rezepte weiter:

Den Teig auf einer leicht mit Mehl bestäubten Fläche ungefähr zwei Zentimeter dick ausrollen, dann mit einem Plätzchenausstecher (oder einem Glas). Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen.

Im vorgeheizten Ofen (180 ° C, Umluft 160° C) ca. 15-20 Minuten backen, bis die Scones goldgelb sind. Warm mit sehr steif geschlagener Sahne und Erdbeermarmelade servieren.

* Der Professor ersetzt üblicherweise die Hälfte des normalen Zuckers durch Vanillezucker.
** Die Rosinen, die bei uns in den Scones landen, stammen aus einem großen Topf in der Vorratskammer, in dem immer um die 500 g Rosinen in braunem Rum baden.

Montag, 28. November 2011

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Spaghetti Bolognese

Und weil wir gerade bei italienischem sind, kommt hier einer unserer Standards. Spaghetti  Bolognese gibt's bei uns bevorzugt dann, wenn wir "Massenabfütterung" haben.


Spaghetti Bolognese

(für vier Personen)

500 g Spaghetti
500 g gemischtes Hackfleisch (kann aber auch reines Rind- oder Lammhackfleisch sein)
2 Dosen stückige Tomaten (wer’s nicht stückig mag, kann natürlich auch passierte Tomaten verwenden)
2 EL Tomatenmark
2 große (oder 4 kleine) Zwiebel
1 Stange Lauch (wer’s mag, es geht aber auch ohne)
3-5 Knoblauchzehen
100 cl Sherry, Madeira oder Rotwein
200 cl Wasser
2 EL getrockneter Oregano
1 EL Instant-Brühe (ich nehme Gemüsebrühe, es geht aber auch Fleischbrühe)
1 EL Mehl
1 Zweig Rosmarin
etwas Sojasauce, Pfeffer, Salz
Parmesan zum Bestreuen (wer’s mag)
Butterschmalz zum Anbraten

In einem großen Topf Salzwasser mit 1 EL Oregano zum Kochen bringen, Spaghetti nach Packungsvorgabe al dente kochen, abgießen, nicht abschrecken.

Zwiebeln und Lauch klein schneiden, Knoblauchzehen darüber drücken. In einer großen Pfanne das Butterschmalz zergehen lassen, dann das Hackfleisch darin krümelig braten. Zwiebeln, Lauch und Knoblauch dazu geben und mitbraten lassen, bis die Zwiebeln glasig sind. Mehl darüber stäuben, kurz mit anrösten, dann mit den Dosentomaten plus ihrer Flüssigkeit, dem Wasser und dem Sherry ablöschen. Tomatenmark einrühren, mit 1 EL Oregano, der Instant-Brühe, Sojasauce, Pfeffer und Salz würzen, den Rosmarinzweig zugeben und für ein paar Minuten bei kleiner Flamme köcheln lassen. Wem die Sauce zu dick ist, kann noch etwas Wasser einrühren.

Guten Appetit!

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Spaghetti mit Zitrone und Kapern

Spaghetti mit Zitronen-Kapern-Sauce – die Variante ist mir bisher nur einmal begegnet: In Bari. Ich liebe Kapern und Zitrone und so habe ich mir das Rezept geben lassen. Es hat ein bisschen rumprobieren gebraucht (welcher Koch verrät einem schon alle Tricks, die er verwendet?), bis es so geschmeckt hat, wie wir es jetzt sehr lieben.



Spaghetti ai capperi e limone

(und wieder mal für vier Personen)

500 g Spaghetti (oder andere Pasta)
80 ml gutes Olivenöl
80 ml Gemüsebrühe
1 Zitrone mit unbehandelter Schale
40 g Kapern (bei Kapern in Salzwasser vorher ausreichend wässern)
30 g Butter
1 kleiner Bund glatte Petersilie (gekrauste geht auch, aber glatte ist aromatischer)
2-5 Zweige Basilikum (je nach Geschmack)
1 EL Oregano
1 Zweig Zitronenthymian (das sollte übrigens wirklich Zitronenthymian sein. Mit „normalem“ Thymian schmeckt es anders. Und weil es Zitronenthymian ja doch nicht überall und immer gibt: Wenn ich auf dem Markt welchen erwische, schlage ich gleich richtig zu, wasche ihn zuhause, lege ihn sorgfältig wieder trocken und friere ihn in kleinen Portionen ein)
Salz, Pfeffer
eventuell Parmesan zum Drüberstreuen


Einen großen Topf mit Salzwasser und dem Oregano zum Kochen bringen, Spaghetti nach Packungsangaben al dente kochen, abgießen, aber nicht abschrecken.

Das Olivenöl, die Gemüsebrühe und den Saft der Zitrone (nicht wegwerfen! Die Schale wird noch gebraucht) mit Pfeffer und Salz mit einem Stabmixer zu einer Emulsion verrühren.

Kräuter kleinschneiden. Von der Zitrone ungefähr 1/3 der Schale abreiben und zu den Kräutern geben.

Die Butter bei kleiner Flamme im Topf zergehen lassen, die Spaghetti darin schwenken. Anschließend die Emulsion, die Kräuter und die Kapern dazu geben, zwei-drei Minuten auf kleiner Flamme ziehen lassen. Dabei nehmen die Spaghetti die Sauce auf.

Guten Appetit!

Die Lieblingsrezepte der Funny Family: Spaghetti Carbonara

Bei mir ist „italienische Woche“ – ich hab’s momentan mit Spaghetti in allen Varianten.

Spaghetti Carbonara


Für vier (reichliche) Portionen

500 g Spaghetti

400 ml Sahne
4 Eier
200 g Schinken (oder Bacon oder Rauchfleisch – bei letzterem dann aber mit dem Würzen der Sauce zurückhalten, weil das Rauchfleisch ja schon einiges an Salz mitbringt)
4 EL geriebenen Parmesan
1 Knoblauchzehe
2 EL getrockneter Oregano
Salz, Pfeffer, Muskatnuß
frischer Basilikum (kann, muss aber nicht sein)
etwas Butterschmalz

Einen großen Topf mit Wasser, Salz und einem EL Oregano zum Kochen bringen, Spaghetti nach Packungsangabe (oder mit Ausprobieren) al dente kochen, abgießen, aber nicht abschrecken.

Sahne, Eier, Parmesan, 1 EL Oregano, Salz, Pfeffer und Muskatnuß verrühren.

In einer großen Pfanne den Schinken in etwas Butterschmalz anbraten. Knoblauchzehe hinein drücken und kurz mitbraten lassen (nicht zu lange, sonst wird der Knoblauch bitter). Spaghetti dazu geben, umrühren und damit den Schinken unter den Spaghetti verteilen. Nun die Sahne-Eier-Masse darüber gießen und kurz stocken lassen (nicht zu lange, sonst werden’s Eiernudeln).

Vor dem Servieren mit einigen Basilikumblättern dekorieren. Guten Appetit!

Weihnachten in England

Ich wurde von einem lieben Menschen gefragt, wie man denn in England Weihnachten feiere und weil ich denke, dass das vielleicht noch ein paar Leute interessieren könnte, versuche ich mich hier mal in einer Beschreibung. Die erhebt aber weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann ich garantieren, dass sie "Allgemeingültigkeit" für alle Engländer hat. Es gibt bestimmt auch in England familiäre oder regionale Traditionen, mit denen ich nicht vertraut bin.

Außerdem meint der Professor, ich müsste eine "historische Vorbemerkung" addieren: Einiges von dem, was heute auch in England als "traditionell" gelte, sei erst im 19. Jahrhundert aufgekommen und aus Deutschland importiert worden - wie zum Beispiel der festlich geschmückte Christbaum, der heute in England auch dazu gehört. Den hat Queen Victorias Prinzgemahl Albert, ursprünglich ein Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, für seine große Kinderschar eingeführt und er hat sich dann vom Hof aus durch England verbreitet.
Witzig ist in dem Zusammenhang vielleicht: In England ist es eigentlich üblich, dass die Geschenke erst am 25.12. verteilt werden - nur bei den Royals nicht. Die halten sich angeblich immer noch an die deutsche Sitte, am 24.12. die Bescherung zu veranstalten - wieder etwas, was auf Prince Albert zurück geht.

Advent in England ...
ist nach meinem Empfinden dem deutschen sehr ähnlich. Ab Mitte/Ende November fangen die Geschäfte an, einen mit Weihnachtskram zu nerven (ja, ich bin genervt. Ich mag's nicht, dass die Weihnachtssaison mit ihrem "kauf, kauf, kauf!" immer weiter in den Herbst hinein gezogen wird).
Im Dezember hat dann wohl jeder anständige, englische Haushalt mit Kindern diverse mit Schokolade oder sonstigen Goodies gefüllte Adventskalender hängen. Adventskränze mit Kerzen kenne ich eher nicht.

Doch da ist was anderes in der Adventszeit, was für Engländer unheimlich wichtig ist und worauf sie viel Zeit und Mühe verwenden: Weihnachtskarten. Wer auf sich hält und es sich leisten kann (wobei es in Zeiten des Internets wirklich nicht mehr sonderlich teuer ist), gestaltet seine eigene Adventskarte mit einem Familienfoto.

Zwei typische Beispiele dafür, gestaltet und verschickt vom Prince of Wales:


In der Adventszeit verbringt ein anständiger Engländer dann Stunden damit, seine Weihnachtskarten zu schreiben und zu verschicken. Familie (und das umfasst dann auch die Großcousine der Schwippschwägerin), Freunde, Bekannte, Kollegen, Geschäftspartner, der Pfarrer und sein Ehegespons, der Metzger, der immer das besonders zarte Lamm liefert, der Friseur, der es nicht schafft, den Wirbel am Hinterkopf dauerhaft zu bändigen, der Schmied, der immer so geduldig die Rösser beschlägt, der Futterlieferant, der Stallbesitzer - wer unter 100 Karten verschickt, hat in England wahrscheinlich das Gefühl, ein sozialer Blindgänger zu sein und begibt sich nach Weihnachten in Therapie. 

Gegen Mitte/Ende der Adventszeit schleppen sich dann die bemitleidenswerten englischen Briefträger fast einen Bruch, denn da werden Weihnachtskarten ausgeliefert und bei den beglückten Adressaten zum Teil der Weihnachtsdekoration gemacht. Dafür räumt man üblicherweise den Kaminsims ab (auf dem sonst xundzwanzig Fotos in Silberrahmen stehen, die nicht nur die Familie, sondern auch mehr oder minder "ansehnliche" oder prominente Bekanntschaften mit persönlicher Widmung oder, noch besser, einen Promi mit einem Mitglied des Haushalts). Auf den werden dann die Weihnachtskarten dekoriert - und da gilt: Je mehr, desto besser und die schönsten (oder "nobelsten" - je nachdem, wie snobby man ist) nach vorne. Angeblich gibt es sogar Leute, die Listen führen, wer ihnen eine Karte geschickt sind und die nach Weihnachten bereit sind, den Arzt - Friseur - Metzger - Klempner zu wechseln, weil der ihnen keine geschickt hat. Auch sollen schon Neffen von alten Tanten enterbt worden sein, weil ihre Karte nicht nett genug war. Für mich, die ich Weihnachtskarten, so sie nicht gerade mit sehr persönlichem Text von ganz lieben Menschen kommen, nach kurzem Draufgucken in den Papierkorb entsorge, fällt das übrigens mal wieder unter "Die spinnen, die Briten!"

Gebacken wird natürlich auch in der Adventszeit, wobei es die Engländer weniger mit Plätzchen ("Gutsle", würde meine Mutter gesagt haben. Die nervte es immer, wenn in ihrer Familie jemand von "Weihnachtsplätzchen" sprach) haben als mit Kuchen. Und der traditionelle englische Christmas Cake, der in ländlichen Regionen der ganze Stolz der Hausfrauen ist, gehört für mich zu den Gründen, warum die englische Küche so einen schlechten Ruf hat. Innen drin ist es nämlich ein Früchtekuchen - was ja nicht schlecht sein müsste. Aber auf den kommt - wahrscheinlich, um ihn frisch zu halten, denn er wird meist in drei- oder gar vierfacher Version gebacken und die ganze Adventszeit über jedem Gast serviert (und gerne wird auch einer für den oft in der Adventszeit stattfindenden Wohltätigkeitsbasar der Kirchengemeinde gestiftet) - Zuckerguss. Dabei reden wir aber nicht von einmal mit dem Backpinsel und einer Puderzucker-Wasser-Mischung drüber, sondern von "richtigem" Zuckerguss, der eine zentimeterdicke, knallharte Schicht rund um den eigentlichen Kuchen bildet und dazu gerne noch mit weihnachtlichen Motiven dekoriert ist. Was mich dann aber immer ganz besonders in Schaudern bringt, ist die Farbenfreude der englischen Hausfrauen. Je nachdem, wie Mütterchen beim Backen drauf war, wird der Zuckerguss nämlich in Quietsch-Pink, heftigem Violett, Schwimmbad-Blau oder kräftigem Maigrün eingefärbt. Wem da nicht das Grausen kommt, der übersteht wahrscheinlich auch englische Cremetorte ohne das Gefühl, hinterher einen kräftigen Schluck aus der nächsten Ginflasche nehmen zu müssen (das überfällt da selbst mich - und ich mag normalerweise keinen Alkohol!). 
Beim Christmas Cake gehört der Verdauungs-Alkohol aber sowieso dazu. Der wird nämlich üblicherweise mit einem Glas Whisky serviert. Engländer wie zum Beispiel der mir Angetraute behaupten, dass das wunderbar passe und herrlich schmecke, ich aber finde es schräg (erwähnte ich schon mal, dass mich des öfteren der Gedanke überfällt, dass die Briten spinnen?). 


Der 24.12.: Christmas' Eve
Wie schon erwähnt: In "normalen" englischen Familien findet die Bescherung nicht am Heiligen Abend statt. Traditionell dekoriert man da den Weihnachtsbaum, die Kinder hängen Strümpfe an den Kamin (weil in England der Nikolaus - wie praktisch, denn da hat er ja seinen Job in Deutschland hinter sich - in der Nacht von 24. auf 25. kommt und die Strümpfe füllt). Danach wird gegessen, in manchen Familien schließt sich dann eine regelrechte "Party" an, zu der auch gerne Freunde und Bekannte eingeladen werden.
Bei uns begibt man sich - wir sind da doch sehr konservativ - am späten Abend unter Absingen schmutziger festlicher Lieder (der Professor singt dann unter Garantie God rest you merry gentlemen und motzt jeden seiner Mitsänger an, der den Fehler macht, das Komma zwischen "rest you" and "merry" zu singen, weil es nämlich zwischen "merry" und "gentlemen" gehört. Außerdem habe ich mal eine auf den Deckel bekommen, weil ich gefragt habe, was eigentlich mit den Gentlewomen sei. Die Bemerkung fand er an Weihnachten "inappropriate") - zur Mitternachtsmesse in die Kirche. Deswegen gucke ich übrigens am 24.12. schon nachmittags immer hoffnungsfroh in den hoffentlich grau verhangenen Himmel und hoffe, dass es nicht schneit, sondern regnet. Bei Trockenheit oder Schnee meint der mir verbundene Traditionalist nämlich, dass wir zu Fuß in die Kirche gehen müssten - und wir wohnen doch ein gutes Stück außerhalb und ich hab's nicht so unbedingt mit Nachtwanderungen. Bei Regen sieht dann aber selbst er ein, dass man das Auto nehmen kann.

Nach der Mitternachtsmesse kommt dann etwas, was ich als "totally English" liebe, was aber putzigerweise meinen Briten nervt: Wechselläuten. Wer je Dorothy L. Sayers großartigen Krimi "The nine tailors" gelesen hat, weiß, wovon ich rede, dem Rest sei's - so weit das machbar ist - kurz erklärt: Sehr oft haben ja auch relativ kleine englische Orte riesige, uralte und teilweise wunderschöne Kirchen, die übrigens oft etwas außerhalb des Ortes und da gerne auch auf einem Hügel stehen (früher wurden die zum Beispiel in den Fens, wo es oft Überschwemmungen gab, als "Fluchtburgen" genutzt. Wenn das Wasser mal wieder drohte, den ganzen Ort zu überschwemmen, zog man mit Kind und Kegel, Kuh und Schafen, zur Kirche. Die Tiere wurden in Pferchen um die Kirche rum geparkt, die Leute campierten in der Kirche, bis das Wasser abgeflossen war). Zu solchen Kirchen gehört üblicherweise ein großer Glockenturm, auf dem oft Geläute mit bis zu neun Glocken hängen. Teilweise können die heute elektrisch bedient werden, aber selbst dann kann man sie auch noch von Hand läuten - und das tut man auf  dem Land noch gerne, ausführlich und in einer Art, die wir in Deutschland gar nicht kennen.

Bei uns sind Glocken üblicherweise so abgestimmt, dass sie "Melodien" läuten können. In England dagegen gibt es "change ringing" - Wechselläuten. Die "Wissenschaft" dazu nennt sich Camponology und das klingt dann so: Wechselläuten. Dabei werden die Glocken in mathematischen Folgen geläutet, wobei die "Figuren" dann zum Beispiel "Grandsire Triple" heißen. Es ist höchst kompliziert und kann, wenn die Glöckner Ehrgeiz entwickeln, schon mal über ein paar Stunden gehen. In unserem Ort haben die insgesamt 12 Herren und Damen, die die Glocken läuten, sehr viel Ehrgeiz, weswegen sie vor zwei Jahren an Weihnachten nach der Mitternachtsmesse mit Proviant und einigen Bierkisten bewaffnet in den Glockenturm einzogen und bis zur Frühmesse am nächsten Morgen durchgeläutet haben. Das sind dann die Stunden, in denen mein Professor froh ist, dass wir doch etwas außerhalb wohnen, während ich mich freue, wenn der Wind entsprechend steht und ich die Glocken höre. Ich gestehe aber, dass ich während unserer Suche nach einem Haus dereinst von einem sonst sehr geeignet erscheinenden Abstand genommen habe, als ich hörte, dass in der nur ungefähr 100 m entfernten Kirche sehr engagierte Bell ringers zugange sind. 

Der 25.12.: Christmas
Wer Kinder hat, sollte sich darauf einstellen, dass er am Morgen des 25.12. sehr früh aus dem Bett geschmissen wird, weil sein Nachwuchs im Schlafanzug mit dem Schlachtruf "gifts!" über die Treppen nach unten rast und sich im Wohnzimmer auf die unter dem Weihnachtsbaum aufgebauten Geschenke stürzt. Die Strümpfe am Kamin interessieren dabei üblicherweise erst mal weniger - in denen sind eh nur Kleinigkeiten. 

Nach der Bescherung gibt's Frühstück, dann treibt man in konservativen Familien den ganzen Verein nochmal in die Kirche. Danach trifft sich die ganze Gemeinde vor der Tür der Kirche und man wünscht sich rundrum "merry christmas". Dabei wirken die Hausfrauen oft schon etwas zappelig, denn an Christmas wird - nach einem relativ einfachen Mittagessen - ganz groß aufgetragen. 

Christmas Dinner ist nicht überall gleich. In vielen Familien gibt's traditionell einen Truthahn (kann übrigens sehr lecker sein, denn der wird meist mit Bacon umwickelt, damit er saftig bleibt) mit Ofenkartoffeln (den berühmten "Roast potatoes") und saisonalem Gemüse (bei Kindern meist verhasst: "Brussel Sprouts" - der Rosenkohl, der bei uns zu Weihnachten mit Maronen kommt. Ebenfalls beliebt: Parsnips and swede - Petersilienwurzeln und Steckrüben), Gravy (der Bratensauce), dazu dann oft noch Bread Sauce (kann gut schmecken, wenn gut gemacht) und Cranberry Sauce. Manchmal werden dazu auch noch "Pigs in a blanket" - Würstchen mit Bacon umwickelt - serviert. Und warum man zu Fleisch Würstchen serviert, gehört zu den Geheimnissen der englischen Küche, die sich mir wahrscheinlich nie erschließen werden, weswegen ich das auch unter "Die spinnen, die Briten!" buche.

Eine interessante Variante des Christmas Dinners gab's übrigens bei uns vor zwei Jahren: Der Hausherr hatte die diversen Sprösser seiner Lenden samt Anhang und Kindern eingeladen, weswegen er direkt nach dem Gottesdienst in der Küche verschwand, um dort in wilde Geschäftigkeit auszubrechen. Erst hat er nämlich ein von unserem Nachbarbauern erworbenes, sehr hübsches Maishähnchen entbeint. Dann wurde eine Ente derselben Prozedur unterzogen. Damit fertig, war eine Gans dran. Anschließend wurde das Hähnchen mit einer Masse aus Maronen, Weißbrot und Kräutern gefüllt und in die Ente gestopft. Die Ente wurde dann mit der Masse eingeschmiert und in die Gans gestopft. Gefühlte drei Tage später (es waren, wenn ich mich richtig erinnere, vier Stunden) landete die mit Ente und Hähnchen gefüllte Gans dann im Ofen. 

Danach waren dann Gemüse, Kartoffeln und die oben beschriebenen Saucen dran, außerdem gab's Yorkshire Pudding nach seinem Spezialrezept - gehört nicht traditionell zum Christmas Dinner, wird aber in unserer Familie gefordert (auch von mir).

Damit immer noch nicht genug, wurde dann der "Christmas Pudding" zelebriert: Zitronat, Orangeat, Rosinen, diverse Trockenfrüchte dazu wurde zu einem Teig vermatscht, kam in eine Form und dann in den Steamer. 

Gegen vier waren wir dann endlich so weit: Der Tisch war festlich gedeckt, auf jedem Platz lag, wie es sich gehört, ein Christmas Cracker - sowas:
(Quelle: Wikipedia)

Wenn man an den Dingern zieht, gehen sie auf und dann kommt beim traditionellen, englischen Christmas Cracker eine Krone aus Buntpapier raus, die sich der Cracker-Eigner aufsetzt. 

Nach dem Verzehr der Gans (und der Feststellung des Hausherrn, dass das zwar gut schmecke, er sich die Mühe aber nie mehr mache) war dann der Pudding dran: Feierlich aufgetragen, mit Whisky übergossen und angezündet (in jedem Mann steckt ein kleiner Pyromane). Natürlich war eine Goldmünze drin versteckt, die dann der Schwiegersohn fand - eindeutig Abteilung "Wer hat, dem wird gegeben". 

Pappsatt und sowohl zur Konversation und Bewegung unfähig schleppte sich die Familie dann ins Wohnzimmer, wo sie sich in holder Einigkeit um die Glotze versammelte, um "the Queen's speech" zu lauschen. Und nachdem die gute Liesel mit ihrem Quiekestimmchen die üblichen guten Wünsche verlautbart hatte (für die Respektlosigkeit gegenüber Her Majesty würde ich übrigens von meinem Herrn wieder sehr scharf angeguckt), wurde die Idiotenlaterne wieder ausgeschaltet und die Erwachsenen haben den Rest des Abends mit Gesellschaftsspielen verbracht, während unser Nachwuchs diverse Weihnachtsgeschenke wie neue Handys, Notebooks und Kameras austestete und einrichtete.

Der 26.12.: Boxing Day
Auch in England ist der zweite Feiertag frei - und traditionell der Tag, an dem man die "Armen" beglückt.
Der Name und die Tradition reichen weit zurück. Früher haben Seefahrer, wenn sie von einer ihrer gefährlichen Reisen glücklich heimgekehrt waren, nämlich Geschenke für die Armen mitgebracht. Die wurden in einer Holzkiste (=box) dem örtlichen Pfarrer zur Aufbewahrung übergeben und dann nach dem Gottesdienst am 26.12. an die Ortsarmen verteilt. 
Ergo marschieren konservative Engländer an diesem Tag auch wieder morgens in die Kirche. Danach beglückt man dann, so man welche hat, seine "servants" mit diversen Geschenken, wobei wahrscheinlich Schecks besonders beliebt sind. Ansonsten futtert man die Reste vom Christmas Dinner und ruht sich vom Weihnachtsstress aus, damit man am 27., wenn die Geschäfte wieder offen sind, all' die Geschenke, die einem nicht gefallen oder die nicht passen, umtauschen kann.

Ja, das war's mit den englischen Weihnachtssitten, soweit sie mir bekannt sind. 






Sonntag, 27. November 2011

Musik, zwo, drei, vier!

Letzten Sonntag stellte der von mir sehr geschätzte Schauspieler Robert Hardy auf BBC Radio Four die Musikstücke vor, die er auf eine einsame Insel mitnehmen wollte (falls Ihr neugierig auf seine Auswahl seid: Robert Hardy on Desert Island). Ich finde solche Listen immer ausgesprochen interessant und anregend - und ja, das ist durchaus als Aufforderung zu verstehen, mir hier Eure Lieblingsstücke zu verraten.

Was die meinen angeht, beginnt die Liste auf jeden Fall mit

1. Johann Sebastian Bach: Messe in h-moll
Und die hätte ich gerne von einem Knabenchor gesungen (die Aufnahme kommt schon ganz gut hin: h-moll Messe mit den Thomanern), auf modernen Instrumenten ("werkgetreu" hin oder her: Ich bin überzeugt, dass Bach auf die Instrumente seiner Zeit gepfiffen hätte, wenn er moderne hätte haben können. Er war diesbezüglich absolut kein Traditionalist, sondern hat zum Beispiel mit Begeisterung die von Silbermann gebauten Instrumente ausprobiert und gespielt. Sorry, Herr Harnoncourt: Deine Original-Orchester klingen mir zu "dumpf") und von einem Dirigenten gepinselt, der nicht meint,  dass man Bach um des "ernsten Themas" willen wie einen Trauermarsch zelebrieren muss.

Doch wie auch immer: Die h-moll Messe ist für mich das Musikstück, das ich, wenn ich wüsste, dass ich nur noch eines in diesem Leben hören kann, haben wollte. Und wenn ich mich innerhalb der h-moll Messe entscheiden müsste, wäre es das "et resurexit". In ihm verkörpert sich mein Glaubensempfinden, es steht mit seiner strahlenden Fuge für die große Botschaft: "Er ist auferstanden.". Doch weit über das religiöse Empfinden hinaus ist es einfach ein großartiges Stück Musik.

2. Noch einmal Johann Sebastian Bach: Die Orchestersuiten BWV 1066-1069
Die CD dazu: Bach Orchester Suiten von der Academy in St. Martins of the fields
Barocke Pracht, Lebensfreude und Sinnlichkeit - das sind für mich die Bach'schen Orchestersuiten. Dabei sind sie aber - zumindest meiner Meinung nach - ganz Bach insofern, dass der Klangteppich, der da gewebt wird (okay, ich gebe es zu: Ich liebe Polyphonie), immer transparent bleibt, dass die Soloflöte in der h-moll Suite silbern und leicht klingt, dass die Streicher süßen Wohlklang auf dem festen Fundament des Basso Continuo entfalten dürfen - und ja, ich gerate ins Schwärmen.

3. Carl Maria von Weber: Konzert für Fagott und Orchester F-Dur, op.75
Das steht in der Version Weber Fagottkonzert mit Klaus Thunemann in meinem Regal - und mit Klaus Thunemann kann man so wenig etwas falsch machen wie mit Sir Neville Mariner.
Das Weber-Fagottkonzert liegt mir als ehemaliger Fagottistin natürlich besonders am Herzen. Ich hab's mit Freude gespielt, ich höre es immer wieder gerne und ja, ich bevorzuge es sogar gegenüber dem Mozart'schen Fagottkonzert, das auch schön ist, aber in dem meines Erachtens das Instrument nicht so ausgereizt wird wie bei Weber.

4. Und nun zu etwas ganz anderem: "That's what friends are for" von Dionne Warwick
Damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich nur Klassik höre und alles, was nach 1900 geschrieben wurde, ignoriere: Manchmal darf's ruhig auch ein bisschen "popig" sein - und wenn ich in die Richtung marschiere, ist das einer meiner absoluten Lieblingssongs.

5. Weil ich schon dabei bin: "We are the champions" von Queen
Ich kann nicht singen. Ich habe es zwar einstmals gelernt, aber mir dann eine Stimmbandentzündung zugezogen, die ein angeschlagenes Stimmband hinterlassen hat. Nun klappt's nicht mehr mit der Kontrolle meiner Singstimme. Manchmal aber, wenn ich mit dem dicken Schimmel im Wald unterwegs bin und er mir wieder mal zeigt, was für ein großartiges Pferd er ist, kann ich nicht anders: Dann singe ich - so laut ich kann (was nicht sehr laut ist. Es muss also niemand die armen Rehlein bedauern) - "We are the champions". Dem dicken Schimmel gefällt's, obwohl ich nur jeden dritten Ton treffe. Er spielt dann vergnügt mit den Ohren und begleitet mich mit Brummen und Schnauben.

6. Zurück zur Klassik: Georg Friedrich Händel, "Dettinger Te Deum"
Und noch einmal zum Reinhören: Dettinger Te Deum. Ich war, glaube ich, 12 oder 13 Jahre alt, als mein Schulchor das "Dettinger Te Deum" einstudierte und aufführte. Und so doof man als Teenager sein kann: Es war mir nicht peinlich, als ich beim ersten großen Choreinsatz, dem fünfstimmigen "We praise Thee", sah, dass mein Großvater in der dritten Reihe Tränen in den Augen hatte.
Händel gilt nicht zu Unrecht als der "Großmeister" der barocken Pracht. "Plakativer" und wohl auch weltlicher als Bach, zelebrierte er die Sinnenfreude seiner Zeit mit großen Bläserchören und Chören, die von der kunstvoll feinen Fuge bis zum großen Unisono-Akkord das ganze Spektrum abdecken. Händel macht Laune - und zudem kann ich mit ihm den Professor so schön ärgern. Immer, wenn er sich darüber amüsiert, dass "sein" Shakespeare einer der meist gespielten Autoren auf deutschen Bühnen ist und mich damit ärgern will, dass wir Deutschen so einen Großen eben nicht zu bieten hätten, feuere ich zurück, dass Englands größter Komponist wohl der in der Westminster Abbey begrabene George Frederic Handel (so schreiben sie ihn gerne) war - und den haben sie ja wohl aus Deutschland importiert, nicht?

7. Wolfgang Amadeus Mozart: Le Nozze de Figaro
Ich gestehe, kein großer Opernfan zu sein. Ich kann sehr gut ohne Wagner leben (um ganz ehrlich zu sein: Gesungen halte ich ihn eh nicht aus), ich muss auch nicht dauernd Verdi hören (obgleich ich den "Rigoletto" und den "Don Carlos" durchaus mag), mit den modernen kann man mich sowieso jagen und die Barockoper muss für mich nicht szenisch daher kommen. Dennoch gibt es eine Oper, die ich sehr, sehr liebe: Mozarts Figaro. Ich lächle, wenn der Cherubino seine Liebesverwirrungen beschreibt, grinse extrabreit, wenn Figaro sich darüber freut, dass der freche Bengel zu den Soldaten geschickt wird, leide mit der Gräfin, wenn sie die Fremdgeherei ihres Grafen beklagt (und ärgere mich übrigens jedesmal, wenn der als totaler Kotzbrocken dargestellt wird. Etwas liebenswertes muss er doch haben, sonst würde seine Gräfin doch nicht so hinter ihm herjammern!) und schmelze schließlich dahin, wenn er im Finale auf die Knie geht und sie mit "Pace, pace, mio dolce tesoro" um Verzeihung bittet (dabei weiß ich auch, dass er schon morgen wieder ein Bauernmädchen flachlegen wird). Figaro ist einfach schön und würde darum für die einsame Insel ebenfalls eingepackt.

8. Gabriel Faure, Pelleas et Melisande
Einfach mal ins Prelude reinhören: Pelleas et Melisande
Ist das nicht wunderschön? Faure gehört für mich zu den am meisten unterschätzten Komponisten. Ich habe ihn über seine Orgelwerke und das "Requiem" kennen gelernt und mich dann in seine wunderschöne, schwebend leichte, romantische Orchestermusik verliebt.

Und damit wäre ich schon fast durch, aber ich hoffe doch, mir würde noch eine CD für die einsame Insel erlaubt:

9. Felix Mendelsohn-Bartholdy, Elias, op.70
Noch einmal geistliche Musik und noch einmal ein Werk, das mit meinem Glauben zu tun hat. Im "Elias" steckt eines der tröstendesten Stücke, die ich kenne: Das "Fürchte Dich nicht" im zweiten Teil (Elias). Es hat meiner Mutter und mir viel bedeutet und ich erinnere mich, wie wir einst, als wir in der Stiftskirche den Elias das erste Mal gehört haben, im gleichen Moment nach der Hand der anderen gefasst haben. Ich meine noch heute, ihre kalte Hand in meiner zu spüren und bewahre diesen Moment der Nähe als eine ganz wichtige, wertvolle Erinnerung. Im Gedanken darum, was auch ihr dieser Chor bedeutet hat, habe ich ihn bei ihrer Trauerfeier spielen lassen. Und ich hoffe, dass die, die einst meine zu gestalten haben, ihn dort ebenfalls erklingen lassen.

Noch ein Blog?

Meine 2 1/2 Stammleser wissen es: Mein Blog war ursprünglich auf Wordpress zuhause. Allerdings habe ich da inzwischen ein "unsicheres" Gefühl. Zudem ist der Support nicht gerade überzeugend. Deswegen erfolgte jetzt der Wechsel zu Blogspot.

Für eine Weile werde ich wohl beide Blogs parallel führen, doch auf die Dauer soll das hier mein Hauptblog werden. Dabei freue ich mich auf viele Leser, viele Kommentare* und viel Spaß!

* Madame C. aus G.: Du darfst auch! Von Dir höre ich nämlich besonders gerne. ;)

Von Risoliers und Spitzenköchen

Ich esse gerne gut. Außerdem koche ich gerne. Ob auch gut, mögen die, die ich bekoche, entscheiden. Doch aus dem gerne Essen und Kochen ergibt sich, dass ich mich für Lebensmittel und ihre Zubereitung interessiere, also eine eifrige Leserin von Kochbüchern und Zeitschriften* bin und mir in diversen Mediatheken auch immer mal wieder die eine oder andere Kochsendung angucke.

Allerdings muss ich mich beim Lesen und Kochsendungen gucken immer mal wieder echauffieren – wie zum Beispiel die Tage, als ich bei SPON über diesen Artikel gestolpert bin: Der Risolier. Da lernte ich, dass es einen Menschen gibt, der sich auf Reis spezialisiert hat. Nun liebe ich Reis in jeder nur denkbaren Zubereitungsform so sehr, dass der Professor schon manchmal überlegt, ob ich einen Chinesen im Stammbaum gehabt habe. Also eilte ich flugs zum Webshop des Risoliers (falls Ihr mir dahin folgen wollt: Der Online-Shop vom Risolier) – und da wurde mir dann etwas schwindelig. Unter den angepriesenen Sorten war nämlich zum Beispiel der „Wizard of Laos“-Reis, der beim Kochen violett wird. Der Risolier weiß dazu: „Violett ist die Farbe der Magie und der Verschmelzung von körperlichem Rot und geistigem Blau. Weil sie in der Natur so selten ist, steht sie auch für Lebensfreude und die Schönheit des irdischen Seins, aber auch für die Verbindung zur Geisterwelt.“

Boing – das knallt rein, oder? Und wenn man dann noch erfährt, dass „Leidenschaft und Lebensbejahung“ den Weg dieses Reises begleiten und sich vermutlich beim Essen übertragen – wer könnte da widerstehen? Vor meinem geistigen Auge tat sich die Vision einer leckeren Portion violetten Reises auf, vielleicht mit einem kleinen Stich Butter serviert? Und um der Leidenschaft willen – ich bin immer sehr für Leidenschaft! – bei Kerzenschein im tête-á-tête mit dem liebsten Menschen serviert? Mein Finger schwebte schon zum ultimativen Klick über der entsprechenden Maustaste. Doch dann fiel mein Blick auf den Preis des „Wizard of Laos“: € 9,80. Für 400 Gramm. Das Ganze nochmal in Worten: Neunachtzig für vierhundert Gramm! Macht die Kleinigkeit von 24,50 für ein Kilo Reis. Zuzüglich Versandkosten.

Doppelboing. Ich atmete ganz tief durch und klickte – auf das rote „x“ oben an der Seite. Trotz heftiger Bemühungen ist es mir nämlich immer noch nicht gelungen, einen Geldscheißer zu züchten. Und auch auf Ebay habe ich noch nie einen gefunden, obwohl ich wirklich schon mit einem ganz kleinen, gerne auch gebrauchten, zufrieden wäre. Doch selbst wenn die Dukaten bei uns die (nicht vorhandene) Dachboden-Treppe herunter rollen und sich in Bergen an ihrem Fuß sammeln würden, hätte ich nicht vor, sie schaufelweise für den Kauf von violettem Reis zu 24,50 das Kilo – und mag er noch so leidenschaftlich und lebensbejahend sein – einzusetzen. Da käme ich mir nämlich vor wie ein Römer im degenerierten Spätstadium: „Darf’s noch ein bisschen vom Pfauenzungenragout sein oder lieber ein Stückchen vom geräucherten Eidechsenpenis? Ach, lieber violetter Reis mit eingebauter Leidenschaft? Der stopft aber – da würde ich empfehlen, vorher noch mal mit der Pfauenfeder im Hals unseren luxuriösen 12er-Marmor-Donnerbalken mit fließend Wasser aufzusuchen!“

An der Stelle fällt mir dann der Herr Schuhbeck, Alfons ein, der des öfteren Freitagnachts bei „Lanz kocht“ mit unnachahmlicher Arroganz darüber zu dozieren pflegt, dass man bereit sein müsste, für gutes Essen gutes Geld auszugeben. Sollte man nicht wissen, wo man sein gutes Geld los werden kann: Herr Schuhbeck hilft auch da weiter – auf seiner Website kann man zum Beispiel so nette Kleinigkeiten wie 100 ml Balsamico-Essig (um genau zu sein: Aceto Balsamico Saporoso Malphigh – ist der Name nicht Musik?) für nur € 19,00 erwerben. Nur könnte es etwas schwierig werden, dazu das passende Olivenöl zu finden. Schuhbecks Shop schwächelt (hach, eine Alliteration! Ist das nicht schön?) diesbezüglich nämlich: 500 ml Olivenöl kosten € 16,95. Mit Verlaub, Herr Schuhbeck: Das muss besser gehen! Ein bisserl handverlesen macht’s noch nicht – das Olivenöl für den wirklichen Kenner und Genießer sollte mindestens von kretischen Jungfrauen unter Absingen altgriechischer Oden bei Neumond fußgepresst sein! Da könnte man dann 100 ml ebenfalls für neunzehn Euronen verkaufen. Das Ganze dann mit einem selbstverständlich biologisch-dynamisch angebauten Salat (mir würde da Portulak schmecken) und einem Stückchen Baguette (die Hofpfisterei kann sicher mit einem ziemlich teuren Baguette helfen. Und wem das nicht exklusiv genug ist, kann es sich ja direkt aus Paris, aus dieser „kleinen, ganz versteckten Bäckerei bei den Markthallen, wo morgens um halb fünf die wirklichen Spitzenköche einkaufen“, einfliegen lassen. Irgendwie muss es doch möglich sein, einen Salat in die Preisklasse zu schieben, in der Lieschen Eßbanause schon glaubt, feinsten Kaviar mit Blattgoldauflage zu bekommen!

Doch Herr Schuhbeck ist in seiner Neigung zum Teuren nicht allein. Gestern Abend bei „Lanz kocht“ bewies nämlich sein Kollege Alexander Herrmann, dass „Schmackhafte Gerichte, schnell und lecker“ (so der Titel der Sendung) den kleinen Luxus aus der Abteilung „Man gönnt sich ja sonst nix“ nicht ausschließen. Bei ihm gab’s Maronencappucino mit „etwas“ schwarzem Trüffel. Und weil’s so schön war, verlangt das Rezept dann neben 30 g eingelegtem, schwarzen Trüffel (100 g sind online für leckere € 45,00 zu bekommen) auch noch „4 cl Trüffelsaft“. Selbiger wird, so erklärte der Spitzenkoch, aus den schwarzen Trüffeln hergestellt, die nicht so schön sind. Darum gibt es ihn auch im Sonderangebot für nur 47 Euro (ungefähr) pro Liter.

Liebe Leser, nun mal ganz ehrlich gefragt: Haben die einen an der Waffel oder ich? Mir ist durchaus klar, dass gute Zutaten für ein gutes Essen wichtig sind. Mir ist des weiteren klar, dass man bei einem Kilopreis von 9,99 für Fleisch nicht viel erwarten darf. Ich habe auch nicht vor, unsere Weihnachtsgans (oder was immer bei uns an Weihnachten auf den Tisch kommen wird) beim Aldi im Sonderangebot zu erwerben. Und wer in unseren Kühlschrank guckt, wird darin eine ganze Menge Lebensmittel mit dem Aufdruck „Bio“ finden (und wenn’s denn Milch ist, dann bitte nicht nur Bio, sondern regional und in Deutschland mit der Garantie, dass die Bauern faire Preise bekommen). Unsere Eier sind von uns bekannten Bauern, deren Hühner freilaufen dürfen; Obst und Gemüse wird saisonal auf Bauernmärkten eingekauft; vom Fleisch wissen wir fast immer, wo es herkommt, „Analogkäse“ käme uns nicht ins Haus und beim Öl achten wir durchaus auf Qualität. Dennoch kriege ich bei 75 % aller Kochsendungen und -berichten das Kopfschütteln.

Die Herren und Damen Spitzenköchinnen und Spitzenköche beklagen immer sehr beredt, dass zwar in Deutschland xundzwanzig Kochsendungen im Fernsehen laufen, dennoch aber immer weniger gekocht würde. Haben die sich vielleicht schon mal überlegt, dass ihre hochgezwitscherte Kocherei daran mitschuld sein könnte? Dass sie dadurch, dass alles immer nur vom feinsten sein muss und sie sich anstellen als ob schon das Passieren eines Aldis auf dem Heimweg vom Biometzger das Fleisch zäh oder wässerig machen würde, vielleicht den „Kochunwillen“ so mancher Kochshow-Gucker mit auslösen?

Ja, ich beobachte es auch: In Deutschland sind Lebensmittel im Vergleich zu dem, was in anderen Ländern dafür bezahlt wird, extrem niedrig. Ich erinnere mich, wie ich beim ersten Einkauf in einem irischen Supermarkt am Gemüsestand angesichts der Preise dachte: „Ich weiß gar nicht, was die Leute immer haben. Ist doch gar nicht so teuer.“ Dann fiel mir aber ein, dass die mir so vertraut erscheinenden Preise sich auf Irish Pound bezogen – und der Wechselkurs war damals so ungefähr 1 IP = 2 DM. Und wenn ich sehe, was in England stinknormale Spaghetti kosten, dann bin ich des öfteren geneigt, beim nächsten Heimaturlaub die Tatsache, dass ich kaum Gepäck habe, für die Einfuhr von 15 kg deutscher Spaghetti zu nutzen. Aber – und das vergessen die über unsere Lebensmittelpreise und die „Geiz ist geil“-Mentalität der Deutschen klagenden Spitzenköche und ihre Anhänger gerne: Was die Iren und Engländer für Lebensmittel mehr ausgeben als wir, sparen sie dafür, wenn sie bauen (es sei denn, sie bauen in der Nähe ihrer Metropolen – da kosten selbst Hundehütten ein mittleres Vermögen). Nach meinem Gefühl sind die Lebenshaltungskosten in England beziehungsweise Irland nicht viel höher oder niedriger als die der Deutschen – sie verteilen sich nur anders.

Darum würde ich den Superköchen und ihren Anhänger gerne ins Gebetbuch schreiben: Wenn Ihr wirklich etwas für die Eßkultur der Deutschen tun wollt, wenn Euch wirklich daran gelegen ist, dass wieder mehr gekocht wird, dann kocht endlich mal „normal“! Führt doch mal vor, was man mit „normalen“ Zutaten, die sich ein Normalverdiener leisten kann, auf den Tisch zaubern kann! Hört auf, Trüffel-Jus und nur im Spezialgeschäft für horrende Preise erhältliche nordbalinesische Hochland-Edelvanille zu verbraten, sondern zeigt mal, was Ihr mit dem, was ein Edeka seinen Kunden anbietet, schmackhaftes kochen könnt! Und wenn Ihr dann noch das inzwischen im Supermarkt erhältliche Zitronengras (igittigitt) und Lachs in jeder Form weglasst, habt Ihr in mir eine Freundin gewonnen, die mit Freuden nachkochen wird, was ihr vorkocht.


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* Zum Blättern und Lesen mag ich momentan am liebsten „Beef“ – obwohl das Blatt ja eigentlich Männer als Zielgruppe hat. Doch das Layout ist interessant, die Schreibe ist gut und meist lernt man darin auch was über Lebensmittel. Doch wenn’s um die Kochpraxis geht, so habe ich festgestellt, dass das Magazin, aus dem ich das meiste nachkoche, immer noch das gute, alte, an Supermarktkassen ausliegende „Meine Familie und ich“ ist.

Mutter

Es war um diese Zeit letztes Jahr, als es angefangen hat: Erst eine Infektion, die sie sehr geschwächt zurückließ, dann Herzrhythmus-Störungen, die sie ins Krankenhaus brachten, im Anschluss immer mehr unerklärliche Stürze und schließlich, am 8. Januar, kam die finale Diagnose: Gehirntumor, inoperabel, schnell wachsend. Es war, so makaber es klingt, fast ein Glück, dass sie sich einen multiresistenten Erreger eingefangen hatte, mit dem ihr geschwächter Körper nicht mehr umgehen konnte. Und so ist sie dann auch an diesem 8. Januar gestorben. Ihr ältester Enkel, ihre jüngste Schwester und ich standen an ihrem Bett auf der Intensivstation, doch wir haben sie nicht mehr erreicht – sie war schon drei Tage davor ins Koma gefallen.

In den ersten Tagen nach ihrem Tod war ich bei aller Trauer fast erleichtert. Ich war froh, dass ihr diese Diagnose erspart geblieben war, ich war erleichtert, dass sie es überstanden hatte, dass all’ ihre Ängste vor dem Verlust der Selbständigkeit, davor, pflegebedürftig und von anderen abhängig zu werden, davor, dass sie nicht mehr für ihre Lieben würde da sein können, sondern die für sie sorgen müssten (sie hat mir mehr als einmal gesagt: „Wenn ich Pflege brauche, gibst du mich in ein Heim. Ich will nicht, dass du mich pflegst und dich daran aufreibst. Ich habe mehr davon, wenn du gut gelaunt ins Heim kommst und mir von deinem Leben erzählst als wenn du es für mich opferst.“) nicht zur Realität geworden waren. Auch den schlimmsten Schmerz, den sie immer befürchtet hatte – meinen Vater, der ja 17 Jahre älter als sie war, zu verlieren – hat der Tod ihr erspart. Ich denke auch heute noch, dass es ein gnädiger Tod war und wohl auch einer, den sie für sich bejaht hätte. Ihr Leben war, obgleich sie erst 74 war und bestimmt noch gerne einiges gesehen, gelesen und erlebt hätte, doch in sich abgeschlossen und sie hatte – auch das wurde mir in den Monaten danach klar – all’ das gehabt, was für sie wichtig gewesen war.

Doch das ändert natürlich nichts daran, dass ich sie unendlich vermisse. Wir hatten ein ungewöhnlich enges Verhältnis. Wenn sie nicht meine Mutter gewesen wäre, hätte ich sie gerne zur Freundin gehabt – und dabei fällt mir jetzt natürlich ein, dass sie es immer ziemlich doof fand, wenn irgendeine Frau ihr sagte: „Meine Tochter und ich sind beste Freundinnen!“ Sie befand dann immer, dass sie gar nicht meine „beste Freundin“ sein wolle. „Freundinnen kannst du mehrere haben. Mutter nur eine!“ Sie mochte die „Exklusivität“ unserer Beziehung – und ich auch.

Ihr Leben war nicht einfach. Sie war die Älteste von acht Kindern, 1937 geboren. Ihre Kindheit war vom Krieg geprägt, den sie sehr mitbekommen hat, obwohl meine Großmutter mit ihrer Kinderschar 1942 aus dem vom Bombenkrieg bedrohten Stuttgart in ein Dorf auf der Schwäbischen Alb evakuiert wurde. Großmutter und die Kinder bekamen zwei Räume in einem Bauernhaus zugewiesen. Dabei hatten sie Glück: Sie erwischten eine sehr freundliche, warmherzige Bäuerin, die sich mit meiner Großmutter – selbst Bauerntochter und daher willig, auf dem Hof, dessen Bauer als Soldat im Krieg war, mit anzupacken. Doch dann wurde Großmutter krank und war für Monate im Krankenhaus. Die Bäuerin kümmerte sich mit um meine Mutter und ihre Geschwister, doch hatte sie mit ihrem Hof und den eigenen vier Kindern genug zu tun, so blieb doch vieles an meiner Mutter hängen.

Und dann rückte der Krieg näher. Mutter erzählte oft von ihrem Schulweg in den neun Kilometer entfernten, größeren Nachbarort. Im Sommer sei’s schön gewesen, über die Alb zu wandern. Sie habe unterwegs mit ihren kleineren Geschwistern Kräuter, Beeren und Pilze gesammelt. Doch im Winter – und der Winter auf der Alb kommt früh und ist hart – fand der Schulweg morgens im Dunkeln statt – zwei Stunden lang. Und nachmittags wieder zurück. Damit nicht genug: Im Winter 1944 wurde eine 20 km entfernte Stadt zerbombt. Mutter erzählt, dass der Himmel tagelang blutrot gewesen sei und der Wind den Gestank nach Feuer und Zerstörung mitgebracht habe. Immer noch nicht genug: Je mehr es auf das Kriegsende zuging, desto öfter wurden die Kinder auf dem Schulweg von Tieffliegern angegriffen. „Manchmal sind wir zwei, drei Stunden zitternd und verängstigt in einem Graben gelegen, weil wir uns nicht auf das freie Feld hinaus getraut haben.“

Doch die Familie meiner Mutter hatte Glück: Nachdem sie in den letzten Kriegswochen nichts von meinem Großvater gehört hatten, der als begeisterter Segelflieger und kreativer Schreiner im Flugzeugbau tätig gewesen war, kam er im Frühling 1945 nach Stuttgart zurück, fand das Haus, in dem die (gemietete) Familienwohnung lag, unversehrt, aber die Wohnung von ausgebombten Nachbarn besetzt. Dennoch hat er seine Familie kurz darauf nach Stuttgart zurück geholt, wo sie dann einige Monate mit der Nachbarsfamilie die Vier-Zimmer-Wohnung teilte. Wie man dort lebte – ich mag’s mir nicht vorstellen: Meine Großeltern mit ihren damals sieben Kindern, die Nachbarn mit ihrer geistig behinderten Tochter – 12 Personen in vier Zimmern mit einer winzigen Küche, ohne Badezimmer.

Als meine Großmutter dann wieder schwanger war, schafften sie es, die Nachbarn aus der Wohnung zu bekommen. Doch die letzte, achte Geburt schwächte meine Großmutter so sehr, dass sie wieder monatelang im Krankenhaus war. Meine damals achtjährige Mutter wurde von der Schule freigestellt, um zuhause ihre Geschwister zu versorgen. Und sie blieb auch noch ein halbes Jahr befreit, als meine Großmutter wieder nach hause kam – sie brauchte immer noch Hilfe. Auch in den nächsten drei Jahren ist meine Mutter immer wieder wochenlang nicht in die Schule gegangen, weil sie zuhause gebraucht wurde – und dabei liebte sie die Schule und träumte davon, selbst Lehrerin zu werden. Für sie gab es nichts schöneres als Lesen und Lernen.

Es half ihr nicht viel. So sehr mein Großvater seine kluge, fleißige Älteste liebte, so war er doch ein sehr konservativer Mann. Er war sicher, dass seine sechs schönen Töchter ja doch heiraten würden, wozu also Geld in ihre Ausbildung investieren? Das sollte seinen beiden Söhnen vorbehalten sein.

Als meine Mutter 14jährig mit der Schule fertig war, musste sie in einer Strumpffabrik anfangen. Ein Jahr arbeitete sie dort als Hilfsarbeiterin, dann ergab es sich, dass in der Firma, in der mein Großvater mittlerweile Werkmeister war, im Büro eine Hilfe gesucht wurde. Meine Mutter bekam den Job, lernte Maschinenschreiben und stieg zur Tippse auf. Sie war 17 – sehr schüchtern und im Gegensatz zu ihren Schwestern ein wenig moppelig, weswegen diese Schwestern alle fest davon überzeugt waren, dass sie eh nie heiraten, sondern die „gute Tante“ für ihre Kinder werden würde. Doch Mutter hatte eigentlich schon mit 14 gewusst, was für einen Mann sie wollte: Meinen Vater. Er war ein Nachbar, eigentlich gelernter Kaufmann, aber er hatte nach dem Krieg die Schuhmacherwerkstatt seines Vaters übernommen. Die jüngeren Geschwister meiner Mutter verdienten sich bei ihm gerne ein paar Groschen, in dem sie die reparierten Schuhe austrugen (ja, damals gehörte es zum Service, dass einem reparierte Schuhe nach Hause gebracht wurden). Meine Mutter unterdessen, die jedes Buch in der durchaus umfangreichen Bibliothek ihrer Eltern schon mindestens dreimal gelesen hatte, lieh sich Bücher von ihm aus und genoss es, dass er mit ihr dann darüber sprach. Dabei sprach dann seine damalige Frau – nicht sehr an Büchern interessiert und oft darüber verärgert, dass mein Vater lieber las als mit ihr ausging – einmal ein prophetisches Wort als Witz aus: „Die Kleine wäre die richtige Frau für dich.“ Und auch meine Mutter verkündete 14jährig einmal: „Ich möchte einen Mann wie den Herrn Moppelmaxpapa.“

Sie hat ihn bekommen. Als sie 17 war, zerbrach seine erste Ehe. Ein Jahr später drängelte seine Mutter darauf, dass er wieder heiraten solle – sie wolle endlich Enkel. Und überhaupt sei’s besser für ihn und ob ihm eigentlich noch nie aufgefallen sei, dass die Nachbarstochter wundervoll zu ihm passen würde? Ihm war’s aufgefallen, er hatte nur den Altersunterschied von 17 Jahren gescheut. Doch nun begann er, die Fühler auszustrecken, stellte fest, dass meine Großeltern mit diesem Altersunterschied kein Problem haben würden und dass meine Mutter durchaus an ihm interessiert war. Am 14.Februar 1956 – zwei Wochen vor ihrem 19.Geburtstag – verlobten sich meine Eltern. Am 29.Dezember 1956 haben sie dann geheiratet, im August 1957 wurde mein Bruder geboren, im November 1960 folgte ich.

Meine Eltern hatten damals nicht viel Geld – Vaters Miniladen lief nicht sehr gut und 1966 hat er ihn dann auch aufgegeben und zum Glück eine gute Stelle in einem evangelischen Verlag gefunden – aber ich glaube, meine Mutter war glücklich. Sie war ja daran gewöhnt, mit wenig Geld auszukommen und hart arbeiten zu müssen (sie hat in dieser Zeit in der Abendschicht einer Fabrik in der Nähe gearbeitet, um etwas dazu zu verdienen. Wenn mein Vater aus seinem Laden kam, übernahm er die Kinder und sie ging in die Fabrik). Doch sie hatte einen geliebten Mann und ihre Kinder – und am Wochenende zogen wir mit Sack und Pack in Opas Garten, wo wir Kinder dann die Pflanzen ausgruben, die Großvater gerade eingesetzt hatte, uns mit Beeren direkt vom Strauch vollstopften (ich weiß bis heute, wie Opas Erdbeeren geschmeckt haben und ich habe nie wieder so gute gegessen), in seinem Wassertank rumpritschelten und selig waren, wenn eine der Tanten oder der Onkel mit uns am Hand zum Bäcker gingen und dort ihr Taschengeld für Mohrenköpfle (Negerkuss) und Eiskonfekt ausgaben.

1965 haben meine Großeltern in einem ungefähr 20 km von uns entfernten Ort gebaut – und von da an haben mein Bruder und ich regelmäßig darum gestritten, wer am Wochenende zu ihnen durfte. Das schönste daran war dann übrigens, wenn mein Opa erst mit seinem Ford Taunus und dann mit dem grünen VW K70 Freitagabends kam, um uns abzuholen. Opa ganz für sich zu haben – das war für mich das Größte. Er war aber auch der ideale Opa für kleine Kinder: An Regentagen nahm er mich mit in seine Werkstatt, in der er alte Möbel restaurierte, Schränkchen und Wiegen für die immer größer werdende Enkelschar baute oder in der Weihnachtszeit aus Furnierresten wunderschöne Sterne bastelte. Ich bekam dann ein Stück Holz, das in die Werkbank eingespannt wurde und eine Feile. Damit habe ich dann immer Boote gebaut, denen Opa dann einen Mast einsetzte und die er lackierte und fertig machte. Und wenn das Wetter schön war, ging er mit mir spazieren – er war auch Bauernsohn und erklärte mir unterwegs alles über die Felder und was wo wächst. Oder wir buddelten in seinem Garten, den er heiß liebte.

Meine Oma unterdessen, der ich anscheinend mal gesagt habe, dass sie gar keine „richtige Oma,“ weil viel zu jung (sie war 43, als ich geboren wurde) sei, hat mir das Radfahren beigebracht: Auf dem Fahrrad meiner jüngsten Tante, dass sie am Gepäckträger fest hielt. So radelte ich die Straße vor ihrem Haus rauf und runter und sie rannte hinterher.

Meine frühe Kindheit war schön. Geborgen in der Großfamilie, Opas Liebling (weil ich, im Gegensatz zu meinem Bruder, handwerklich begabt war), mit einer Mutter, an der mich damals nur eines störte: Sie war so stolz auf ihr blondgelocktes, blauäugiges Mädchen (sie selbst war übrigens dunkelhaarig und hatte wunderschöne, dunkle Augen), dass sie dieses Mädchen auch gerne als ein solches sah. Ergo musste ich lange Haare tragen – was ich ganz schrecklich fand – und wurde Sonntags immer in ein weißes Kleidchen mit pastellfarbener Schleife um den Bauch gesteckt. Dazu gab’s weiße Strumpfhosen und Lackschuhchen. Ich hasste das Kleid! Und das allerschlimmste dran war: Mutter hatte es selbst gehäkelt – und immer, wenn ich hoffte, aus diesem gräßlichen Ding endlich rausgewachsen zu sein, tauchte noch ein Knäuel von der Wolle auf und sie häkelte eine Reihe unten dran und eine an der Seite und schon passte das Teil wieder. Meist gab’s dann noch eine neue Schleife – ich erinnere mich, dass ich da rosa und himmelblau und lindgrün durchgemacht habe und dass es dazu immer das passende Band für meinen Pferdeschwanz gab – und was habe ich es gräßlich gefunden, wenn Mutter mir damit so eine richtig aufwändige Schleife auf den Kopf gezaubert hat! Ich glaube, ich habe mir da ein frühkindliches Trauma geholt, das sich später dergestalt auswirkte, dass ich lieber ins Nonnenkloster gegangen wäre (dabei bin ich Protestantin) als in weiß zu heiraten.

Als ich älter wurde, war’s dann nicht mehr so idyllisch. Meine Mutter hatte Schule geliebt – und verstand überhaupt nicht, dass sowohl mein Bruder wie auch ich Schule hassten. Und schlimmer noch: Sie verstand nicht, warum gerade ihre unzweifelhaft intelligente Tochter im Gymnasium von Anfang an Probleme hatte. In Mathematik war ich von Anfang an eher unterbelichtet und verstand nur Bahnhof und Abfahrt – wobei Mutter das vielleicht noch akzeptiert und verstanden hätte. Was für sie aber völlig unverständlich war: Ich hatte Schwierigkeiten mit Fremdsprachen. Ich habe – weil ich damals ja Zoologin werden wollte – mit Latein angefangen und hing schon im ersten Jahr. Im zweiten blieb ich dann wegen Latein und Mathe das erste Mal sitzen, im dritten kam Englisch dazu und ich schaffte nur mit Müh’ und Not die Versetzung, in der achten Klasse hatte ich sowohl in Mathe wie auch in Latein und Englisch eine Sechs – und damit war meine Gymnasialkarriere erledigt.

Was ebenfalls erledigt war, waren mein Selbstbewusstsein und mein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Meine Eltern – darin von meinen Lehrern bestärkt – konnten sich mein Schulversagen nur durch „Faulheit“ erklären und so bekam ich Druck, Druck und noch mal Druck. Dabei war ich nicht faul. Ich habe es anfangs wirklich probiert und gepaukt wie nichts – aber ich konnte mir Vokabeln einfach nicht merken. Und irgendwann, nachdem ich immer nur schlechte Noten geschrieben habe, habe ich resigniert und mich stattdessen – wozu hat man eine große Klappe? – als Klassenkasper betätigt. Ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr ich selbst unter meinem „Versagen“ litt, wie sehr ich an mir zweifelte und wie unglücklich ich war.

Mutter war’s bestimmt auch. Sie hatte davon geträumt, dass ich studieren würde – und ich weiß: Egal, welches Fach ich gewählt hätte, sie hätte sich dafür interessiert und mit mir gelernt. Sie hat ihr Leben lang so gerne gelernt, sie wollte immer mehr wissen und sie hat sich, obwohl sie in der Schule nicht viel mitgekriegt hat, im Lauf ihres Lebens ungeheuer viel Wissen über Geschichte, Kunst, Architektur und Botanik angelesen. Dazu hatte sie in den späten 60ern einen Halbtagsjob im Büro gefunden – und daraus einiges gemacht. Sie hatte als Tippse angefangen, aber im Lauf der Jahre war sie – obwohl sie ursprünglich keine Fremdsprache sprach – zur Auslandssachbearbeiterin aufgestiegen und hat sich virtuos durch japanische Frachtbriefe, spanische Zollpapiere und weiß-was-noch geschlagen.

Mein Schulversagen und meine beruflichen Irr- und Umwege haben unser Verhältnis lang belastet. Es hat Zeit gebraucht, bis sie begriffen hat, dass ich nicht „faul“ war – aber ich glaube, in den letzten 20 Jahren war sie ganz zufrieden und schließlich sogar stolz auf mich. Vor allem hat sie begriffen, dass mein Schulversagen eben nicht (nur) meine Schuld war, sondern unter anderem dadurch verursacht wurde, dass ich mit der Art, wie in der Schule Sprachen gelehrt werden, nicht klar komme. Ich habe erst dann Englisch gelernt, als ich mich von Vokabeln pauken und Grammatik büffeln frei gemacht habe (oder, um es ganz deutlich zu sagen: Als ich die Hoffnung aufgegeben hatte, das je zusammen zu kriegen). Als ich beschloss, dass ich auch mit meinem miesen Pidgin-Englisch irgendwie durchkomme, ging’s plötzlich – da habe ich dann nämlich angefangen, im Zusammenhang zu lernen und ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Das Ergebnis ist ziemlich gut – abgesehen davon, dass ich einen grauslichen Akzent habe, ist selbst der Prof manchmal erstaunt, wie sehr ich mit seiner Sprache spielen kann.

Mutter hat das noch mitbekommen – und mir mal gesagt, dass sie es anfangs ziemlich schlimm gefunden habe, weil ihr da so klar geworden sei, wie unrecht sie mir getan habe und wie sehr ich in der Schule ihre Unterstützung gebraucht hätte. Aber später hat es sie einfach gefreut (obwohl sie oft sagte, dass sie gerne meine ehemalige Klassenlehrerin, die ihr klargemacht hat, dass ich fürs Abi nicht clever genug bin, in die Finger gekriegt hätte).

Und wenn ich an die letzten Jahre mit ihr denke: Wir hatten viel Spaß miteinander. Sie war nie eine „Tütelmami“ – ganz im Gegenteil. Wo andere „ei-ei“ gemacht haben, war ihr Standardsatz „Stell dich nicht so an!“ Für Jammern hatte sie nichts übrig und manchmal, wenn ich sauer auf sie war, habe ich ihr vorgeworfen, dass sie nach dem Prinzip „Gnadenlos gegen sich selbst und erbarmungslos gegenüber anderen“ verfahre.


Auf der anderen Seite: Als sie mich einmal nachts um halb drei hörte, wie ich mich – ich hatte mir ein Magengeschwür angezüchtet – übergab, hat sie sich angezogen, mir in die Klamotten geholfen und ist mit mir in die Nachtambulanz gefahren. Drei Tage später hat sie mich nach einer Magenspiegelung beim Internisten eingesammelt. Ich saß – noch ziemlich dulli vom Beruhigungsmittel – auf einem Schragen, in der einen Hand eine Banane, in der anderen einen Becher Kaffee. Mutter kam rein, sah mich, begann zu lachen und zitierte den Aufschrei einer Tante, getätigt, als ihr Sohn vom eigenen Auto in der Garageneinfahrt fast überrollt wurde: „Mei’ einzig’s Kind – a DEPP!“ Die Arzthelferin, die das hörte, guckte geschockt – ich habe mitgelacht. Es war so typisch für meine Mutter.


Sentimentalität war nicht ihrs, Humor um so mehr. Und so stand sie dann auch nach meinem Reitunfall neben meinem Bett auf der Intensivstation, beguckte meinen rasierten Kopf mit dem dicken Verband und meinte schließlich: „Kleine Schläge auf den Hinterkopf erhöhen ja angeblich das Denkvermögen. Demnach, wie du auf den Kopf gefallen bist, müsstest du jetzt ja genial sein.“ Es war ihre Art, die Sorge in der Erleichterung darüber, dass ich es ohne bleibende Schäden überstanden hatte, wegzublödeln.


Auch eigene Malaisen kommentierte sie meist trocken und ironisch. Nicht einmal in den letzten Wochen, in denen es ihr wirklich dreckig ging, hat sie je gejammert. Als sie nur sechs Stunden nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder in der Notaufnahme landete und klar war, dass man sie dort behalten würde, sagte sie: „Okay, ich geb’s zu: Morgen gibt’s vegetarische Lasagne und die machen sie hier wirklich gut.“


Sie ist so gerne gereist – und weil mein Vater nicht so sehr reisen wollte, ist sie die letzten Jahre durch mich gereist. Wenn ich es irgendwo schön fand, habe ich fotografiert und dann saßen wir in ihrer Küche – ich immer auf der Eckbank, sie auf dem Stuhl gegenüber – und haben nächtelang geredet, erzählt, gelacht, Bilder angeguckt. Damals dachte ich immer: „Wenn der Vater mal nicht mehr da ist, zeig’ ich dir das alles! Dann kommst du mit mir nach England und ich zeige dir die englischen Gärten. Und Oxford – wir werden Tage in Oxford bringen und du wirst es so genießen, wenn dir dein Schwiegersohn die Geschichte sämtlicher Colleges erzählt und wir werden in der wunderschönen Kapelle des Magdalen Barockmusik hören …“ Und ich hätte ihr so gerne den dicken Schimmel noch mal vorgeritten. Sie liebte Tiere und hat an meiner Reiterei immer teilgenommen. Sie kannte jedes meiner Pferde, hat immer altes Brot für sie gesammelt und in den Jahren, in denen ich auf der Alb auf dem Gestüt lebte, kam sie oft am Wochenende und saß mit mir an der Stutenkoppel, auf der im Frühling die Fohlen spielten.


Und obwohl sie selbst nie geritten ist (aber oft gesagt hat, dass sie das bedauere), hat sie jedes meiner Bücher gelesen – die meisten sogar vor Erscheinen als Manuskript. Sie war gut darin, Rechtschreibfehler zu finden; sie hat seltsame Formulierungen entdeckt und angestrichen und sie hat sogar Logikfehler bemerkt. Und während des Schreibens war sie oft mein Lexikon. Wenn’s um Geschichte oder Kunst ging, habe ich nicht irgendwo nachgeguckt, sondern erstmal sie gefragt – meist wusste sie die Antwort oder zumindest, wo was darüber steht und ich nachlesen kann.


Lesen – auch da fehlt mir heute was. Ich bin früher kaum einmal zu ihr gekommen, ohne dass sie mir Ausschnitte aus der Zeitung gegeben hat. Sie las die Zeitung von vorne nach hinten und wenn darin irgendwas war, von dem sie dachte, dass es mich interessiert, hat sie es ausgeschnitten.


Sie fehlt aber nicht nur mir, sondern auch dem Professor und allen meinen Freunden. Die waren’s nämlich gewöhnt, dass sie von meiner Mutter bekocht wurden, wenn sie zu Besuch bei mir in Stuttgart waren. Mutter war immer an Menschen interessiert und konnte mit jedem reden. Mir ist es mehr als einmal passiert, dass Besucher bei ihr kleben geblieben sind und wir schließlich zu dritt in ihrer Küche saßen und über Gott und die Welt redeten. Und was ihren Schwiegersohn angeht, so habe ich sogar manchmal geblödelt, dass ich bald eifersüchtig würde – die Beiden liebten sich und konnten Stunden miteinander plaudern und kochen. Sie hat ihm beigebracht, wie man schwäbische Spätzle vom Brett schabt; er hat ihr beigebracht, wie man Yorkshire-Pudding und Roastbeef macht; sie haben gemeinsam für Weihnachten gebacken und er hat dabei gelernt, dass das, was er da mit produzierte, keine “Kekse“, sondern „Gutsle“ sind. Und während ich Ausstecherle fabriziert habe, haben sie die hohe Kunst geübt: Zimtsterne, in denen kein Gramm Mehl waren – nur gemahlene Mandeln und Eiweiß; wunderbar butterig-knusprige Spritzgebackene; Bärentatzen in der alten Form von meiner Urgroßmutter und natürlich das von Beiden so geliebte Früchtebrot, wobei sie auch da vom Ehrgeiz beseelt waren, so wenig Mehl wie möglich zu verwenden – und Himmel, hat das, was sie da aus Trockenfrüchten zusammen gerührt haben, gut geschmeckt!


Ich vermisse sie unendlich. Aber in einem kann ich die Trauer um sie schon überwinden: Ich weiß heute, dass es zwar schlimm ist, sie verloren zu haben, dass ich aber glücklich und gesegnet war, weil ich sie 50 Jahre lang gehabt habe und ihr nahe sein konnte. Sie war ein ganz besonderer Mensch und wenn mir heute jemand sagt, dass ich ihr ähnlich bin, dann bin ich stolz darauf.

Lieblingsrezepte: Kürbissuppe

Herbst ohne Kürbissuppe wäre für mich wie Sommer ohne Sonne. Und obwohl weder der Professor noch ich Gartenarbeit mögen: Kürbisse züchten wir auf unserem Kompost und die sind uns so wichtig, dass wir beide immer mal wieder ein Eimerchen Mist aus dem Stall rübertragen und sogar regelmäßig gießen. Dementsprechend war die diesjährige Ausbeute so gut, dass sie uns wohl über den Winter bringen wird.

Zu unserem Lieblings-Kürbissuppen-Rezept wäre noch anzumerken: Wir stehen auf pur. Daher braucht’s bei uns weder Karotten noch Kartoffeln und auch die Kokosmilch haben wir nach einem Versuch wieder gestrichen. Wer aber darauf steht: Einfach einen Teil der Gemüsebrühe durch Kokosmilch ersetzen.

Kürbissuppe

1 Kürbis (für Faule oder kleinere Haushalte empfiehlt sich ein Hokkaido. Den muss man nicht schälen. Für größere Familien und fleißige Köche: Ein Muskatkürbis – der Geschmack ist das Schälen wert!)
1 große Zwiebel (bei einem Muskat gerne auch zwei)
1 halbe Stange Lauch (beim Muskat darf’s auch ‘ne ganze sein. Anmerkung Professor: Bei ihm geht’s auch ohne Lauch).
1 – 2 Knoblauchzehen (je nach Kürbisgröße und Geschmack)
Frischer Ingwer (bei einem ungefähr kopfgroßen Hokkaido reicht ein walnußgroßes Stück, für den Muskatkürbis empfiehlt sich das doppelte, ansonsten bitt’schön nach Geschmack. Und wer keinen frischen Ingwer hat, kann natürlich Ingwerpulver nehmen – aber frisch schmeckt echt besser).
etwas Öl (wir nehmen üblicherweise Erdnußöl) oder Butterschmalz zum Anbraten
Instant-Gemüse- oder Fleischbrühe
Salz, Pfeffer, Sojasauce, Currypulver
Creme Fraiche oder Kürbiskernöl zum Verfeinern
Kürbiskerne (muss aber nicht sein)

Kürbis waschen, teilen (Muskatkürbisse sind manchmal sehr hart und nicht ganz einfach zu knacken. Der Professor pflegt sie darum mit Schmackes in die Duschwanne zu werfen. Dabei platzen sie üblicherweise. Ich mach’s nicht ganz so brutal: Großes Messer gut schleifen, mit Spitze in den Kürbis einstechen, runterziehen), Kerne und das sonstige Gedöns aus der Mitte ausräumen. Muskatkürbis schälen. In nicht zu kleine Stücke schneiden (je kleiner die Stücke, desto mehr Mühe hat man damit – und da das Zeug nachher eh püriert wird, lohnt die Mühe echt nicht).

Zwiebel und Lauch in kleine Stücke schneiden, Knoblauchzehe schälen und hineindrücken, Ingwer sehr fein schneiden.

In einem großen Topf das Öl heiß werden lassen, Zwiebeln und Lauch darin glasig werden lassen, Kürbis, Ingwer und Knoblauch zugeben und kurz andünsten.

Mit so viel Gemüsebrühe auffüllen, dass der Topfinhalt knapp bedeckt ist (wer die Suppe nicht so cremig mag, darf etwas mehr Brühe einfüllen).

Ungefähr 15 bis 20 Minuten auf mittlerer Flamme köcheln lassen, dann prüfen, ob der Kürbis durch ist (wenn er sich mit der Gabel zerdrücken lässt, ist er durch). Währenddessen in einer Pfanne die Kürbiskerne ohne Fett leicht anrösten.

Nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, Sojasauce und Curry würzen. Pürieren.

In Teller füllen, in der Mitte entweder einen Klecks Creme Fraiche oder etwas Kürbiskernöl hinein (das Kürbiskernöl kann man mit einer Gabel zu einem schönen Muster ziehen), die Kürbiskerne darüber streuen, heiß servieren.

Lieblingsrezepte: Hähnchenfilet in Erdnuss-Sahne-Sauce

Ich bin nicht umsonst ein Moppel. Ich habe ein ausgesprochenes Faible für sahnige Sößchen. Und ich liebe Erdnüsse. Zusammen ergibt das
Hähnchenbrust in Erdnuss-Sahne-Sauce
4 Hähnchenbruststücke
200 ml süße Sahne
3 Eßlöffel Erdnussbutter (wir haben’s mit der feinen und mit der „Crunchy“ probiert – geht beides, ist reine Geschmackssache)
1 rote Paprika (muss man nicht haben, sieht aber nett dazu aus)
1 TL gemischte Kräuter (ich nehme immer die „8 Kräuter“ aus der Tiefkühltruhe. Falls nicht verfügbar: Petersilie tut’s auch)
Pfeffer, Salz, Zitronensaft, Sojasauce.
Die Hähnchenbruststücke mit Salz und Pfeffer würzen, in die Auflaufform legen.
Herd auf 180° C Umluft vorheizen.
Rote Paprika in Streifen schneiden, über die Hähnchen geben. Zitronensaft darüber träufeln.
Sahne, Erdnussbutter, etwas Pfeffer und Salz, Kräuter und die Sojasauce verrühren (dauert ein bisschen, bis sich die Erdnussbutter in der Sahne gelöst hat).
Die Sauce über die Hähnchen geben, das ganze für 30 Minuten in den Ofen.
Dazu gibt es bei mir eine Mischung aus Basmati- und Wildreis. Der Professor hingegen serviert Basmati mit fettlos in der Pfanne gerösteten Kokosraspel.

Lieblingsrezepte: Shepherd's Pie

Englischer geht’s kaum. Der Shepherds Pie (grob könnte man das mit „Schafhirten-Auflauf“ übersetzen) gehört zu den traditionell englischen Gerichten, die – weil einfach herzustellen – auch in Pubs gerne serviert werden. „Grande cuisine“ ist er sicher nicht, aber wenn man ihn gut macht und anständig würzt, schmeckt er – und macht satt! Bei uns gibt’s Shepherds Pie des öfteren auch, wenn wir das Haus voll haben. Dann wird statt der Auflaufform einfach das tiefe, große Backblech verwendet.


Das Rezept hier ist aber nur für vier Personen – wer mehr braucht, muss halt rechnen.


Shepherds Pie


Man nehme, so man habe:


500 g Hackfleisch (original ist Lammhack, es geht aber auch mit gemischtem Hack oder reinem Rinderhackfleisch. Ich mag’s aber am liebsten mit Lamm – und da wir keinen Metzger mehr im Ort haben <grmpft!>, kaufe ich inzwischen Lammschulter beim freundlichen Nachbarbauern und drehe die selbst durch den Wolf. So kein Wolf vorhanden: Sehr klein schnetzeln geht auch).
1 große Zwiebel
1 halbe Stange Lauch (das ist optimal. Der Professor nimmt keinen Lauch, ich hingegen liebe ihn. Also kommt er bei mir rein)
2 große Möhren (die sind bei mir optional. Der Professor besteht darauf, dass sie sein müssen, ich verzichte üblicherweise drauf und füttere die Dinger lieber den Rössern)
1 EL Öl zum Anbraten (also bitt’schön ein Öl, das sich gut erhitzen lässt wie z.B. Erdnuss- oder Sonnenblumenöl)
2 EL Tomatenmark
Etwas Worcestershire Sauce
Frische oder getrocknete Pfefferminze (sehr optional! Wer darauf steht, soll’s nehmen, wir brauchen’s nicht. Und darin sind uns sogar der Professur und ich ausnahmsweise mal einig)
500 ml Fleisch- oder Gemüsebrühe
900 g mehlig kochende Kartoffeln
Entsprechend Salzwasser (oder man steckt die Kartoffeln in den Dämpfer, wie wir das üblicherweise machen)
85 g Butter
5 EL Milch
Salz, Pfeffer, Muskatnuß


Und los geht’s: Möhren, Zwiebeln und Lauch kleinschneiden und in der Pfanne mit Öl anschwitzen. Hackfleisch dazu und scharf anbraten, so dass das Hackfleisch krümelig wird. Dann die Worcestershire-Sauce, das Tomatenmark und die Pfefferminze dazu, für einen Moment mitbraten lassen. Mit der Brühe ablöschen, Deckel drauf, für 40 Minuten bei kleiner Flamme köcheln lassen.

Backofen auf 160° C vorheizen.
Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden, dämpfen bis sie weich sind, anschließend pürieren und mit der Milch, der Butter, Salz und Pfeffer verrühren. Mit Muskatnuss würzen (die soll übrigens nicht mitkochen, also kommt sie zuletzt dran).

Auflaufform fetten, die Hackmischung einfüllen und den Kartoffelbrei darüber verteilen. Ungefähr 20 bis 25 Minuten im Ofen backen lassen, bis das KaPü schön goldbraun ist.


Und als Tipp: Wem die Kartoffelpürierei zu blöd ist: Es geht auch mit KaPü aus dem Päckchen. Nur darf ich das nicht zu laut sagen, weil mich sonst der Professor erschlägt.