Sonntag, 27. November 2011

Und nun zu etwas ganz anderem: Mode

Man sollte ja denken, ich dürfte mich im Job genug aussülzen, doch das stimmt nicht. Meine bezahlte Schreiberei hat nämlich einen großen Nachteil: Ich darf mich dabei üblicherweise nur über Dinge auslassen, von denen ich zumindest eine gewisse Ahnung habe. Gestern zum Beispiel hatte ich’s – als Ghostwriterin für eine befreundete Tierärztin zugange – mal wieder über Equines Cushing Syndrome (Du weißt nicht, was das ist? Glück gehabt! Es ist nämlich unerfreulich), Cortison-Einsatz bei hustenden beziehungsweise allergiegeschädigten Pferden und Pferdehaltung im tiefen Winter. Davon verstehe ich definitiv was – so viel, dass das Thema „Pferd & Gesundheit“ mich schon ein wenig langweilt. Und so habe ich mir beim Schreiben überlegt, warum mich nicht endlich mal jemand eine (die 124.) Glosse über „Bauer sucht Frau“ schreiben lässt – muss daran liegen, dass ich a) vom Frauensuchen wenig bis nichts verstehe und b) dabei eh nur boshaftes Geläster über den „Pfundskerl Thomas“ und diverse fröhliche Schweine-, Kuh- und Ackerbauern rauskommen würde.


Andererseits habe ich jetzt ja einen Blog. Und in einem Blog darf man sich über alles auslassen, was einem gerade so einfällt, nicht, auch wenn man nix davon versteht. Ich habe keine Ahnung von Mode. Von einer „fashionista“ bin ich ungefähr so weit entfernt wie Victoria Beckham von Intellekt und in die Gefahr, als arbiter elegantiarum angesehen zu werden, komme ich vermutlich nie. Ich bin die, die ihre Shirts nach dem Prinzip „Wenn man es nicht bügeln muss; es weit genug ist, dass es bequem ist; es lang genug ist, dass es meinen dicken Hintern bedeckt und dazu nicht gerade gemustert ist, ist es meins“ kauft, ich lege bei meinen Frisuren eigentlich nur darauf Wert, dass sie keinen Aufwand verursachen und bei Schuhen interessiert mich nur, dass sie flach und bequem sind.


Dennoch komme ich nicht umhin, mich immer wieder über das, was man so „Mode“ nennt, zu wundern. Meine größte Verwunderung gilt momentan der aktuellen Schuhmode. Dabei erinnere ich mich an die ausgehenden 7oer – da haben sich die, die als „in“ gelten wollten, auch Briketts unter die Sohle geschnallt, um dann als potenzielle Kandidaten für einen Kapsel-Bandschaden durch die Gegend zu staksen wie Störche im hohen Gras.


Nun haben wir also die Plateausohlen wieder – und übrigens: die, die Ihr da im Bilde bewundern könnt, kosten die Kleinigkeit von € 700.


Siebenhundert Euro. Dafür könnte ich 28 Säcke Lieblingsmüsli für den dicken Schimmel kaufen. Oder 280 Gummiquietschhühner für die Hunde (na, vielleicht doch nur 270. Den Rest des Geldes könnte ich dann in Kartoffelpieker investieren. Die braucht der Professor nämlich, um den Gummiquietschhühnern für die Hunde das Quietschen auszutreiben. Ein Pieks zur rechten Zeit schafft Ruhe und Gemütlichkeit). Ich könnte es aber auch in Tropi Frutti Gummibonbons für den Vater investieren – rund 785 Tüten wären da drin. Das würde selbst ihm eine Weile reichen. Auf jeden Fall aber würde ich mir eher ein Muster in den eigenen Hintern knabbern als auf so seltsamem Schuhwerk rumzulaufen. Abgesehen davon, dass es unter Garantie grauslich unbequem ist, sieht’s – zumindest meiner bescheidenen Ansicht nach – auch noch beschissen (man verzeihe mir den rustikalen Ausdruck, aber hier ist er angemessen) aus. Da kann eine Frau noch so schöne Beine und sogar Füße haben. Sie kann noch so schick angezogen sein. Wenn sie sich diese Klötze unter’n Fuß bindet, wird alles, was sie (hoffentlich) an Grazie und Eleganz besitzt, dahin sein. Sie wird aussehen wie Victoria Beckham – und wenn ich den erwische, der die zur Schönheitskönigin hochgejubelt hat, steige ich vielleicht doch nochmal auf ein Paar ganz altmodische High Heels, um dem/der Betreffenden schwungvoll in die Kehrseite zu treten (Haben Sie das gehört, Frau R. von der „Bunte“?).


Doch es ist ja nicht nur die Damenmode, die seltsame Blüten treibt. Ich gucke eigentlich lieber schöne Männer als Frauen an – und auch da bekomme ich in letzter Zeit des öfteren Krise. Damals, als die Dinosaurier noch durch die großen Farnwälder zogen, als die Erde und ich jung waren, trugen die Jungs Jeans. Enge Jeans. So eng, dass Frau das Vergnügen hatte, des öfteren sehr hübsche Knackärschchen bewundern zu dürfen. Hach, waren das noch Zeiten! Heutzutage dagegen tragen die Jungs „baggy jeans“ – und bei denen hängt ihnen dann der Zwickel irgendwo zwischen den Knien. Dafür darf man da, wo sie früher einen A…. in der Hose hatten, heute den mit „Calvin Klein“ bestickten Gummibund der Unterhose bewundern. Oder auch nicht – was in meinem Fall eher zutrifft. Unterhosen-Labels interessieren mich nämlich höchstens beim Herrn Professor (und nein, ich werde nicht verraten, ob er Boxer oder Briefs trägt. Bei der Intelligenz und Bildung seiner Studenten ist es durchaus möglich, dass sich mal ein Deutsch-Verstehender hierher verirrt und die Info an die Studentinnen weiter gibt, die so gerne darüber rätseln. Wer bin ich denn, denen ihren Spaß zu verderben?). In allen anderen Fällen verbuche ich sie unter „TMI“ – too much information.


Ebenso haben die Jungs früher ihre Hemden – oder T-Shirts oder Polos oder was auch immer sie als Oberbekleidung verwendet haben – in die Hosen gestopft. Heute gehört es anscheinend dazu, dass man selbst im Anzug das Hemd hängen lässt, was – mit Verlaub – aussieht, als ob der betreffende Herr beim Anziehen gestört worden wäre.


Apropos Anzüge: Als ich letztens meinen alten Herrn im Altersheim besuchte, musste ich danach – wie immer – an unserer Hausbank vorbei fahren. Da kamen mir zwei der dort tätigen Jünglinge in dem entgegen, was heute wohl der letzte Schrei in Sachen Anzugmode ist. Der eine trug glänzendes Hellgrau mit einem Nadelstreifen – wobei die „Nadel“, die da gestreift hat, wohl von einem Neandertaler aus einem Mammutknochen hergestellt wurde. Mein erster Gedanke war jedenfalls: „Oops – seit wann stellen Banken Panzerknacker ein?“


Der Andere hatte offenkundig die Modetipps im Manager Magazin gelesen: Führungskräfte tragen dunkel. Je dunkler, desto führender. Und wer nach oben will, passt sich ihnen an (bei irgendwelchen Unsicherheiten in Sachen Stil empfiehlt sich, beim Ausstatter für Bestatter einzukaufen). Ergo wandelte das Jüngelchen in einfarbigem Schwarz daher. Der Haken war nur: Schwarz war zu klein. Mein erster Gedanke jedenfalls war: „Ei guck, der ist sparsam. Der trägt sein Konfirmandenanzügle auf.“ Sparsamkeit wäre ja bei einem Jungbanker durchaus positiv zu werten, aber mir fiel dann wieder ein: Nix Konfirmandenanzug. Der Herr von Welt trägt sein Jackett heutzutage „körperbetont“ – oder, in Deutsch für Nicht-Fashionistas ausgedrückt: Zu klein. Fehlt dann nur noch das Zöpfchen im Nacken, die Hasenpfote an entsprechender Stelle, ein Paar scheußlicher Halbhandschuhe und 42 1/2 noch scheußlicherer Ringe und er sieht nicht mehr aus wie ein Herr von Welt, sondern wie Karl, der Lagerfeld. Und was man eigentlich geraucht beziehungsweise getrunken haben muss, um den nicht peinlich, sondern „stylish“ zu finden, entzieht sich mir vollkommen. Ich weiß nur, dass sein Anblick meine Frauensolidarität immer ins Wanken bringt. Wie, bitt’schön, sollte ich auch einer Geschlechtsschwester gesunden Menschenverstand zugestehen, wenn ich von ihr weiß, dass sie sich von diesem Vogel ein „Schönheitsideal“ diktieren lässt? Hallo, Mädels (inklusive Caroline von Monaco oder Hannover oder was auch immer samt Tochter), aufwachen! Das Karlchen hat’s nicht so mit „Weiblichkeit“! Darum sehen seine Modelle alle aus wie Kleiderständer und seine Kleider sind bevorzugt für Schneewittchens – Abteilung „Hinten kein A…., vorne keine Tittchen – und der Name ist Schneewittchen“ – gebaut.


Aber eines gefällt mir an der gerade aktuellen Mode: Lila. Ich liebe Lila. Ich mag auch Violett. Und ganz dunkles Rosa kann auch fein sein. Darum gehe ich jetzt auch einkaufen – vielleicht finde ich ja ein langes, weites, nicht zu bügelndes Sweat-Shirt in Flieder?

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